Klartext

Preußen Münster: Dann macht doch ‘nen Abflug!

Christoph Strässer, Präsident Preußen Münster, auf einer Infoverantaltung Ausgliederung Uferlos 04.04.17

Der Showdown in Sachen Preußenstadion rückt näher. Jetzt hat SCP-Präses Christoph Strässer den Druck auf die Stadt via Interview nochmals erhöht und droht mit dem Fortzug des Vereins aus Münster. Das macht die mittlerweile total verfahrene Situation nicht besser – ganz im Gegenteil.

Der 13. Oktober 2016 war so etwas wie eine Zeitenwende beim SC Preußen Münster. Das neue Präsidum stellte sich der Presse vor, bekannte Namen wie Christoph Strässer, Christoph Metzelder und Walther Seinsch sollten künftig die Geschicke des Vereins lenken. Mit Fabian Roberg stand ein wirtschaftliches Schwergewicht für den Aufsichtsratsposten zur Verfügung.

Und schon in dieser ersten Pressekonferenz, die als Signal des Aufbruchs gedacht war nach dem plötzlichen Ende der erfolgreichen Ära de Angelis/Bäumer, ging etwas ziemlich in die Hose. Wenn man der Darstellung Robergs, der nach kurzer Zeit zurücktrat, Glauben schenken darf. Seinsch nämlich plauderte in der PK angeblich entgegen aller Absprachen die Pläne für den Neubau eines erstligatauglichen Stadions aus. 40.000 Zuschauer, 80 Mio. Euro Investitionen, was zugleich den Fortzug von der traditionellen Spielstätte an der Hammer Straße als Voraussetzung hat.

Das Problem an diesem Frühstart: Nicht nur die Fans waren überrascht, sondern auch die lokale Politik – mit der man sich nicht allzu lange Zeit vorher geeinigt hatte, den Standort Hammer Straße auf Vordermann zu bringen. Heute kann man erahnen, dass sich das ein oder andere Ratsmittglied nicht ganz unerheblich auf den Schlips getreten gefühlt haben könnte. Die Kommunikation damals, räumten Strässer und Roberg-Nachfolger Frank Westermann kürzlich in der “MZ” ein, sei “unprofessionell” gewesen. Das ist, mit Verlaub, euphemistisch.

Standortsuche politisch tot
Aber kein Problem, es stand ja ein Wahljahr vor der Tür. Wer will da den Miesepeter geben? Die Stadt ließ mit Steuerzahlergeld und ohne politisches Mandat die Nieberdingstraße prüfen, die dann aber nicht schnell genug verfügbar war. Aus einer etwas umfangreicheren Analyse wurden letztlich mit der Steinfurter Straße und dem Stadthafen 2 durch den Verein zwei Standorte benannt, die nur mit einer äußerst geringen Wahrscheinlichkeit realisierbar sind.

Und nu? Der Stadionneubau ist politisch tot. Das war er auch schon vor einigen Monaten. Strässer lässt zumindest im “Westline”-Interview nicht locker und erklärt jetzt, dass er doch bitte in der Ratssitzung im Oktober eine Ansage haben möchte, ob die Stadt einen möglichen Stadionstandort konkret prüfen wird. “Mir ist bewusst, dass eine Mehrheit für die Standortfrage derzeit eher unwahrscheinlich ist”, sagte Strässer. “Aber ich möchte es wissen. Wir brauchen die Entscheidung.”

Das könnte er sich eigentlich auch sparen. Eine Mehrheit ist nicht nur unwahrscheinlich, sie ist geradezu ausgeschlossen. Die Koalition aus CDU und Grünen will den alten Plan weiterhin verfolgen und hat dies in der Vergangenheit bereits deutlich gemacht. Eine Volte wäre mit einem erheblichen Gesichtsverlust verbunden. Und wieso sollte die Koalition bitte umschwenken? Die Mehrheit der Münsteraner hat sich obendrein gegen einen Neubau ausgesprochen.

Nebenbei: Für diese Haltung bestehen gute Gründe. Allen voran wäre da eben die Planung, ein 20.000 Zuschauer fassendes Stadion an der Hammer Straße zu bauen. Unter Einbezug der momentanen Haupttribüne, die vor nicht allzu langer Zeit ne hübsche Stange Geld gekostet hat. Mit infrastruktureller Anbindung, in Innenstadtnähe. Das einzige Argument der Gegner dieses Plans ist, dass mit einer solchen Kapazität kein Erstliga-Fußball möglich wäre.

Preußen Münster bald in Greven?
An dieser Stelle müssen wir einmal inne halten und scharf nachdenken. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Preußen Münster nicht nur in Liga eins aufsteigt, sondern sich dort auch noch mittelfristig etabliert, so dass dann tatsächlich mehr Kapazität benötigt würde? Wie vielen Vereinen ohne Mäzen und/oder zahlungskräftigen Unternehmen im Rücken ist das in den letzten Jahren gelungen? Ach ja, dem FC Augsburg.

Strässer hat in besagtem Interview auch gleich sein stumpfes Besteck präsentiert. Gebe es keine oder eine negative Ratsentscheidung, würden “andere Pläne relevant”. “Dann müssen wir uns nach einem Münsterland-Stadion im Umfeld umschauen.” Aus Münster fort wolle man natürlich nicht. Der harte Kern der Fans, wenn man den Bannern im Stadion Glauben schenken darf, übrigens auch nicht.

SC Preußen Münster, das hat nämlich auch was mit Tradition zu tun. Das kann man nicht einfach so in eine 08/15-Betonschüssel auf irgendeinem Acker in Greven verpflanzen. Erste Liga wäre auch cool, aber, Leute, lasst uns doch mal auf dem Teppich bleiben und nicht alle über den Haufen werfen, wofür der Verein steht. Nur weil irgendwer mit der Flöte trällernd durch die Stadt zieht.

Ansonsten: Tschüss!