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Oxford- und York-Kaserne: Warten auf die Bima-Millionen

Allein in der York-Kaserne sollen 1.800 Wohneinheiten entstehen. (Foto: Archiv)

Allein in der York-Kaserne sollen bis 2028 rund 1.800 Wohneinheiten entstehen. (Foto: Archiv)

1.200 Wohnungen in der Oxford-, weitere 1.800 in der York-Kaserne. Münster nimmt einen tiefen Schluck aus der Pulle, um den Durst nach bezahlbarem Wohnraum zu lindern. Während die Vermarktung der Grundstücke schon Anfang 2020 beginnen soll, ist ein nicht ganz unwesentliches Detail noch ungeklärt.

So langsam geht es voran. Die allerersten Vorbereitungsarbeiten für die bauliche Erschließung der Oxford- und der York-Kaserne haben bereits begonnen. Bis der allerletzte Bagger abgerückt ist und die Bebauung steht, wird noch einige Zeit vergehen.

“Der Vergabeprozess ist auf sieben bis zehn Jahre angelegt”, sagt Konversionsmanager Stephan Aumann von der Konvoy. Die städtische Gesellschaft wurde extra für die beiden Konversionsprojekte in Gremmendorf und Gievenbeck ins Leben gerufen. Der Name gibt einen dezenten Hinweis auf den Unternehmenszweck: KONVersionOxfordYork.

Die Transformation der beiden ehemaligen Kasernengrundstücke mit 50 (York) bzw. 27 Hektar (Oxford) ist ein Mammut-Projekt. Da können zum jetzigen Zeitpunkt nicht sämtliche Detailfragen geklärt sein. Eine ganz wesentliche aber betrifft den sozialen Wohnungsbau. “Die Sicherstellung von ausreichend geförderten Wohnungseinheiten ist eines der wichtigen Ziele der Aktivierung der Kasernenflächen durch die Stadt”, erklärte deren Pressestelle auf Anfrage.

Rabatte für Sozialwohnungen

Die Sozialgerechte Bodennutzung Münster (SoBoMü) sieht vor, dass mindestens 30 Prozent des neu zu schaffenden Wohnraums in der Stadt gefördert und weitere 30 Prozent förderbar sein müssen. Das klappt mal mehr, mal weniger gut, wie an der Kleinen Bahnhofstraße zu besichtigen ist oder ganz aktuell beim Hansator hinterm Hauptbahnhof.

Im Fall der Konversionsflächen hingegen hat der Stadtrat im Frühjahr explizit beschlossen, dass die SoBoMü gelten soll. Für diesen Zweck hat die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), als harte Verhandlungspartnerin berüchtigt, die Möglichkeit Nachlässe zu gewähren. Das ist auch bei Oxford/York geschehen.

 


Beteilige Dich an den Kosten für diese Recherche!

Die Bima hat uns die in Teilen geschwärzten Kaufverträge auf einen entsprechenden Antrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz ausgehändigt und dafür Gebühren erhoben. Insgesamt sind für diese Recherche Kosten in Höhe von rund 250 Euro entstanden.





 

Aus den unserer Redaktion vorliegenden Kaufverträgen (befreit mittels IFG) geht hervor, dass die Bima bislang Rabatte für insgesamt 550 von 3000 (York-Kaserne: 1800/450; Oxford-Kaserne: 1200/100) geplanten Wohneinheiten gewährt hat.

Glück für die Mieter in Münster?

Zu dem Zeitpunkt, als Stadtbaurat Robin Denstorff – vom OB bevollmächtigt – seine Unterschrift unter das Konvolut setzte, galt dabei folgende Regelung: Die Rabatte gibt es nur für staatliche Bauherrn. Passenderweise hat die Stadt Münster mit der Wohn + Stadtbau ein Unternehmen in ihrem Besitz, das genau diese Kriterium erfüllt.

Ein Blick auf die Rabatte zeigt aber auch: Mit den bereits verhandelten Preisnachlässen kommt die Stadt nicht auf die erforderlichen 30 Prozent. Und auf eigene Kosten Rabatte zu gewähren, ist nur schwerlich möglich. Denn: “Die Refinanzierung der Ankaufspreise und aller Entwicklungskosten (…) soll mit der Erreichung einer ‘schwarzen Null’ zuzüglich eines Risikozuschlages auf die Gesamtinvestitionssumme von durchschnittlich 5 % (…) erfolgen”, heißt es in der Ratsvorlage für den Managementkontrakt der Konvoy, die in der letzten Sitzung den Rat passierte.

Jetzt hat sich aber noch eine andere Möglichkeit aufgetan: Vor ziemlich genau einem Jahr hat das Finanzministerium die Förderrichtlinien geändert. Nun kann die Bima Rabattierungen auch private Bauherren gewähren. Dank eines entsprechenden Passus in den Verträgen ist dies auch noch nachträglich möglich.

Nachschlag für Oxford- und York-Kaserne möglich

Ob es dazu kommt, ist allerdings noch unklar. Aumann erklärte, dass derzeit in den Fachämtern geprüft werde, ob die nachträgliche Rabattierung möglich ist. Hierüber werde auch mit der Bima verhandelt. Dabei geht es nicht um einen Pappenstiel: Die in Hinblick auf die SoBoMü noch erforderlichen 350 Wohneinheiten würden im besten Fall mit jeweils 25.000 Euro rabattiert. Macht insgesamt rund acht Mio. Euro.

Die Alternative wäre, dass den Bauherren der Bau von Sozialwohnungen aufoktroyiert würde. Das Problem dabei: Sie würden die geringeren Mieteinnahmen an dieser Stelle wohl mit höheren Mieten an anderer Stelle quersubventionieren. Und das ließe sich nicht so wirklich mit der Schaffung von günstigem Wohnraum unter einen Hut bringen.


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