Münster

Medienbericht: Überwachungsverdacht bei Flaschenpost

Das Lager der Flaschenpost in Münster. (Foto: Flaschenpost)

Das Lager der Flaschenpost in Münster. (Foto: Unternehmen)

Schwere Vorwürfe gegen den Getränke-Lieferdienst Flaschenpost: Frühere und aktuelle Mitarbeiter berichten von permanenter Videoüberwachung in den Logistikzentren. Das Unternehmen dementierte einen entsprechenden Medienbericht.

Allein im Düsseldorfer Lager hängen laut Aussagen früherer und aktueller Mitarbeiter mehrere Kameras in der Halle. Dies berichtet die in Düsseldorf erscheinende “Rheinische Post” und zitiert einen Insider: “Die werden zur Überwachung der Mitarbeiter missbraucht.” So sei die Halle in allen Ecken ausgeleuchtet und es würden Aufzeichnungen angefertigt. Die Bilder könnten auch in der Zentrale in Münster angeschaut werden.

“Sollte dies der Fall sein, ist diese Spionagemethodik auf das Schärfste zu verurteilen”, sagte Piet Meyer von der Gewerkschaft NGG der Zeitung.

Flaschenpost begründet den Einsatz mit dem Schutz vor Einbrüchen und Diebstählen. “Ein Zugriff auf diese Daten ist nur in begründeten Ausnahmefällen und mit vorheriger Genehmigung des Datenschutzbeauftragten möglich”, sagte eine Sprecherin der Zeitung. Die Arbeitsleistungen der Mitarbeiter würden nicht ausgewertet. Ein Problem mit Mitarbeitern, die während der Arbeitszeit stehlen, hat man unterdessen nach eigener Aussage nicht: “Die Videoaufzeichnungen dienen der Prävention und Beweissicherung.”

Datenschutz kritisiert Flaschenpost

Im Haus der NRW-Landesbeauftragten für Datenschutz sieht man den Fall kritisch. “Generell kann eine Überwachung von Mitarbeitern nur ausnahmsweise zulässig sein, und zwar dann, wenn die Verhältnismäßigkeitsprüfung ergibt, dass die Interessen des Arbeitgebers überwiegen”, sagte ein Sprecher ebenfalls der Zeitung.

Es müsse immer im Einzelfall geprüft werden: “Wenn aber generell die Ein- und Ausgänge der Lagerhallen sowie auch die Arbeitsabläufe überwacht werden, ohne dass hier auf den jeweiligen Einzelfall abgestellt wird, spricht Vieles dafür, dass es hierfür keine datenschutzrechtliche Grundlage gibt.”

Es ist nicht das erste Mal, dass die Flaschenpost wegen fragwürdiger Praktiken in der Kritik steht. In einem sieben Seiten umfassenden, anonymen Brief, aus dem der “Kölner Stadtanzeiger” im Juli zitierte, beklagen Mitarbeiter die Arbeitsbedingungen. Einer der Vorwürfe lautet, dass die Klimaanlagen in den Lieferfahrzeugen im Sommer aus Kostengründen abgeschaltet würden. Hierüber hatte der “Spiegel” bereits im Februar berichtet.


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  1. Ich nehme mal an, dass es in diesem Unternehmen auch keinen Betriebsrat gibt, der sich um solche Dinge kümmert, oder??

    1. Richtig. Noch schlimmer – die Gründung von Betriebsraten wird aktiv mit allen Mitteln verhindert und diejenigen MA die versuchen einen Betriebsrat zu gründen werden innerhalb der Probezeit gekündigt oder der Vertrag nicht verlängert. Jeder wird dort auf 6 Monate bzw. auf 1 Jahr befristet, unbefristet ist dort niemand.

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