Klartext

Hansaring: Was von den Platanen übrig bleibt

Nichts ist geblieben von den Platanen am Hansaring.

Sie kamen im Morgengrauen, unter Polizeischutz, und verrichteten ihr unheilvolles Werk. Als die Holzfäller ihr Tagwerk verrichtet hatten, waren die Platanen am Hansaring Geschichte. Was bleibt, sind einige Narben im Straßenbild und die unbeantwortete Frage, wie es mit dem Viertel weitergehen soll.

Es war ein kurzer, intensiver Kampf. Mit eindeutigem Ergebnis: Die Platanenpower-Aktivisten haben ihr Ziel nicht erreicht. Es war von Anfang an ziemlich unwahrscheinlich, dass sie es schaffen würden. Aus Sicht von Stadtwerken und Stadt war die Fällung letztlich alternativlos. Eine andere Verkehrsführung war aus durchaus nachvollziehbaren Gründen, die die Feuerwehr vorbrachte, nicht möglich. Und eine Öffnung der Theodor-Scheiwe-Straße hätte nicht nur eine Einigung mit Peter Scheiwe vorausgesetzt, zu dem das Verhältnis der Stadt mehr als belastet ist, der aber Gesprächsbereitschaft signalisiert hatte. Die Kommune führt in ihrem Prüfbericht dementsprechend andere Gründe an.

Letztlich muss die Frage gestellt werden, zu welchen Kosten und vor allem zu welcher zeitlicher Verzögerung eine wie auch immer geartete Kompromisslösung geführt hätte. Sechs Monate Verzögerung wegen zwei Platanen? So groß ist die Angst vor unschönen Stuttgart-21-Gedächtnis-Bildern im Rathaus und am Hafenplatz dann wohl doch nicht.

Politik ging in Deckung

Dessen war sich die in der Sache auffällig schweigsame Stadtpolitik augenscheinlich bewusst. Mit den Platanen am Hansaring war kein Blumentopf zu gewinnen.  Das offenbarte nicht zuletzt die Diskussionsveranstaltung bei den Stadtwerken, die kurzfristig doch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde und letztlich eher Placebo-Funktion hatte. Frei nach dem Motto: Schön, dass wir mal drüber gesprochen haben.

Bei den Stadtwerken musste Ordnungsdezernent Wolfgang Heuer in die Bütt, der nach eigener Aussage keinerlei Handlungsvollmachten besaß. CDU und SPD schwiegen, die Grünen äußerten sich erst spät, auf der Stadtwerke-Veramstaltung gab Grünen-Fraktionschef Otto Reiners den steinernen Gast. Super-OB Lewe ließ via Hausblatt ausrichten, dass er ein Telefonat zum Thema geführt habe, hielt sich ansonsten bedeckt.

Fest steht: Irgendwann werden die Parteien Farbe bekennen müssen. Die Fällung der beiden Platanen ist schließlich erst der Anfang gewesen, die Stadtwerke werden die Fernwärme-Leitungen bis hinauf zur Ostmarkstraße verlegen. Da steht noch der ein oder andere Baum im Weg.

Neue Impulsee aus Hamm?

Die Politik wäre gut beraten, jetzt nicht wieder in die hier in Münster gern praktizierte Vogel-Strauß-Taktik zu verfallen. Das Thema wird sich nicht aussitzen lassen. Es muss jetzt auf die Menschen zugegangen, das Gespräch gesucht werden.

Und die Platanenpower-Aktivisten sollten jetzt am Ball bleiben, sich noch stärker mit den anderen Initiativen im Hansaviertel verbünden. Wahrscheinlich steht schon in Kürze ein Termin an, nach dem die Karten im Viertel neu gemischt würden: Dann nämlich entscheidet das OVG Hamm über die Zulässigkeit des Bebauungsplans für das Hafencenter. Und fällt der durch, wird es am Hansaring nochmal richtig spannend.