Münster

Die B-Side steht auf der Kippe – nach schwarz-grünem Antrag

Die Rückseite der B-Side am Hafen in Münster.

Heftiger Rückschlag für die B-Side: Der Hill-Speicher soll nach einer Initiative der schwarz-grünen Rathauskoalition im städtischen Eigentum verbleiben. Damit steht das Projekt möglicherweise vor dem Aus.

“Zum ersten Mal seit vier Jahren steht durch dieses Vorgehen nicht mehr nur das ‘Wie’ in Frage, sondern auch wieder das ‘Ob'”, erklärte der Vorstand der B-Side angesichts der aktuellen Entwicklungen. In der vergangenen Sitzung befürwortete der Haupt- und Finanzausschuss einen Antrag des schwarz-grünen Rathausbündnisses, der aus Sicht der Initiative Sprengkraft hat.

Die Stadt nämlich soll ihre Unterstützung auf 3,06 Mio. Euro annähernd verdoppeln – in Ergänzung zu den erwarteten Fördergeldern des Landes. Begründung: “Um das Gelingen des Projektes zu sichern”, erklärte die Pressestelle der Stadt am Mittwoch. Angesichts zu erwartender Kostensteigerungen hatte die B-Side nach eigenen Angaben zwischenzeitlich selbst wegen einer Erhöhung des städtischen Zuschusses angeklopft. Die Anfrage aber sei negativ beschieden worden.

Das eigentliche Problem ist aber nicht das Geld. Die Kommune soll die Umwandlung des alten Hill-Speichers hin zu einem nicht-kommerziellen Quartiers- und Kulturzentrum nun in eigener Zuständigkeit und Verantwortung umsetzen. Der B-Side wiederum will die Koalition das Gebäude für zunächst 20 Jahre zur Verfügung stellen.

Ungewisse Perspektive für B-Side

Der ursprüngliche Plan der Initiative sah die Vergabe von Erbbaurechten für zunächst 50 Jahre vor, Bau und Sanierung des Gebäudes sollten in Eigenregie durchgeführt werden. Entsprechende Pläne sind bereits weit gediehen. In einem weiteren Antrag zum Thema heißt es nun lediglich, dass die B-Side zukünftig ein Teileigentum erwerben können solle.

Doch die Initiative fühlt sich angesichts dieser neuen Entwicklung vor den Kopf gestoßen. “Die B-Side wurde in diese Entscheidung nicht miteinbezogen”, hieß es seitens der Initiative . Diese hatte sowohl einen bewilligungsreifen Förderantrag bei der Bezirksregierung als auch einen Bauantrag gemeinsam mit dem Ruderverein und der Wirtschaftsförderung bei der Stadt eingereicht.

Nicht zuletzt sammelte die Initiative 600.000 Euro an Direktkrediten bei 220 Münsteranern ein. Die sollten in der nächsten Woche abgerufen werden – doch daraus wird erstmals nichts. “Wir müssen jetzt auf die Vollbremse treten”, sagte B-Side-Geschäftsführer Tobias Stroppel auf Anfrage. “Ab sofort ist alles unklar.” In der im Antrag aufgeführten Kalkulation spielt das eingesammelte Geld keine ersichtliche Rolle mehr.

Vollkommen überrumpelt

Zuletzt gab es in der Sache am 20. November ein Gespräch zwischen Verwaltung und B-Side. Die Initiative erklärte hier, den skizzierten Weg so kurzfristig und ohne konkrete Aussagen nicht mitgehen zu können: “Entsprechend einigte man sich in diesem Termin darauf, beide Wege offen zu halten und eine Entscheidung bis Anfang/Mitte Januar zu treffen. Ein Team aus Verwaltung, Wirtschaftsförderung und B-Side sollte bis dahin Eckpunkte für einen solchen Weg erarbeiten.”

Nun hingegen wolle die Stadt einen Vertrag ausarbeiten, welcher dem Projekt ein bisher nicht näher umrissenes Zugriffsrecht auf den Speicher gewährt. Das aber war ursprünglich vollkommen anders geplant. Die B-Side wollte Bau und Sanierung des Hill-Speichers in Eigenregie bzw. in Kooperation mit dem Ruderverein vorantreiben, entsprechende Pläne sind bereits weit gediehen.

“Nun wurde der Plan von Herrn Denstorff (Stadtbaurat Robin Denstorff/Anm. d. R.) in kürzester Zeit einseitig skizziert und überraschend ohne unsere Zustimmung durchgesetzt”, hieß es weiter. “Was dies für die Umsetzung des Projektes und die bereits geleistete Arbeit bedeutet, bleibt die Verwaltung bislang schuldig.” Es gebe keine verbindlichen Aussagen dazu, unter welchen Konditionen eine Betreiberschaft durch die B-Side möglich sei.

Ärger im Stadtrat?

“Bin wirklich angepisst”, schreibt Piraten-Ratsherr Johannes Schmanck bei Facebook. “Unter anderem auch, weil diese Wendung im wahrsten Sinne im Hinterzimmer beraten wurde. Also nicht nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit, sondern auch vom Rat der Stadt.”

Immerhin: Das Gremium wird in seiner Sitzung am Mittwoch das letzte Wort haben.

Der Text ist überarbeitet worden. Die politische Initiative geht auf die schwarz-grüne Koaltion zurück und nicht, wie es ursprünglich hieß, auf den Stadtbaurat oder die Verwaltung. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.


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  1. Eine Stellungnahme von Herrn Denstorff hätte den Bericht abgerundet.

  2. Gratuliere der Stadt Münster. Ein gutes Beispiel wie man Idealismus (von dem wir heute so viel haben) von engagierten Bürgern mit den Stiefeln tritt. Welche Lobby, welche Interessen haben hier obsiegt? Es bleibt ein bitterer Geschmack.

  3. Unglaublich welche “Krämerreien” es in Münster gibt! Ich bin sprachlos und sehr enttäuscht! Von wegen Mitsprache und Eigeninitiative werden hoch geschrieben

  4. “Der Text ist überarbeitet worden. Die politische Initiative geht auf die schwarz-grüne Koaltion zurück und nicht, wie es ursprünglich hieß, auf den Stadtbaurat oder die Verwaltung. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.”

    …Ach wirklich? Wer sagt denn das? Sagen die Fraktionen das auch?
    Sicher ist: keiner will’s gewesen sein.
    Und Pressemitteilungen von Parteien habe ich dazu noch nicht gesehen…
    Nur widersprüchliche Artikel in den Westfälischen Nachrichten, mit geheimen Quellen.

    Und dann… dann sagte doch just Markus Lewe in einer hauseigenen Pressemitteilung, dies alles hätte aus Gleichstellungsgründen so passieren m-ü-s-s-e-n? Also doch eine Entscheidung der Verwaltung, oder besser gesagt das Beugen der Verwaltung vor angeblich nicht veränderbaren Regeln im letzten Moment, also eine Art Nicht-Entscheidung? Und… welche Gleichstellung mit wem überhaupt? Und warum fällt einem das in den letzten Tagen ein… und warum weiß die B-Side dann davon nichts?

    Könnte es etwa sein… dass man hier seitens der Stadt eigene Versäumnisse verschleiern will?
    Ich meine… if it walks like a duck and talks like a duck…

    Angepasst wie folgt wäre doch was:
    “Der Text ist auf Anregung von ______________ überarbeitet worden. Die politische Initiative GEHE DEMNACH auf die schwarz-grüne Koaltion zurück und nicht, wie es ursprünglich hieß, auf den Stadtbaurat oder die Verwaltung. Wir bitten den ANSCHEINENDEN Fehler zu entschuldigen.”

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