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Bremer Platz: Privater Sicherheitsdienst soll für Ordnung sorgen

Die Situation am Bremer Platz.

Während das öffentliche Leben in der Stadt heruntergefahren ist, scheint am Bremer Platz alles wie immer zu sein. Doch das stimmt nicht ganz: Statt Ordnungsamt oder Polizei soll hier ein privates Sicherheitsunternehmen nach dem Rechten schauen. Genau das sorgt für Gesprächsstoff.

Wenn man sich dem Bremer Platz von der Schillerstraße aus nähert, sind die vier Männer nicht zu übersehen. Tiefblaue Jacken mit einem auffälligen Schriftzug tragen sie, etwas abseits stehend von den anderen Menschen, die sich hier an diesem Freitagmittag aufhalten. Schätzungsweise 30 oder 40 sind es, verteilt über die Fläche an der Nordseite des Platzes.

Hier stehen kleine Grüppchen aus zwei, drei oder mehr Menschen verteilt, es wirkt ein wenig wie Social Distancing light. “Das ist eine Sisyphusarbeit hier”, sagt einer der Mitarbeiter des Sicherheitsunternehmens. Ihre Namen wollen sie nicht nennen. Das Quartett soll hier für Ordnung sorgen, weil der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) und die Polizei in Zeiten von Covid-19 keine Zeit dafür haben, wie die Pressestelle der Stadt auf Nachfrage erklärt.

Probleme mit dem Kontaktverbot

Schon vor zweieinhalb Wochen hatte Ordnungsderzernent Wolfgang Heuer erklärt, ein besonderes Augenmerk auf das Areal haben zu wollen, das als Treffpunkt der Drogenszene bekannt ist. Kurz zuvor waren hier Verstöße gegen das gerade erst erlassene Kontaktverbot beobachtet worden.

Nur was können die Männer konkret machen? “Wir können nur darauf hinweisen, dass die Abstandsregeln eingehalten werden”, heißt es achselzuckend. Es sei in den vergangenen zwei Wochen besser geworden. Überhaupt scheint die Atmosphäre auf der Platte entspannt zu sein. Als sich plötzlich eine Menschentraube bildet, bleiben die Securities ganz gelassen: “Da sind gerade neue Drogen gekommen.”

Die Mission des Sicherheitsunternehmens scheint erklärungsbedürftig. Außer auf die Einhaltung der Regeln hinzuweisen, wie es jeder Bürger kann, haben die Sicherheitskräfte keinerlei Befugnisse. “Wenn wir (Verstöße gegen die Hygieneregeln/Anm. d. Verf.) sanktionieren wollen, müssen wir das Ordnungsamt oder die Polizei rufen”, erläutert einer der Mitarbeiter. Als “Aufklärungsarbeit” bezeichnet die Verwaltung das Mandat des Dienstleisters.

Einsatz am Bremer Platz nur vorübergehend

Die Politik hat angesichts des Sicherheitsdienst-Einsatzes Gesprächsbedarf angemeldet. Immerhin ist der Bremer Platz mit seiner besonderen Klientel keine geschlossene Veranstaltung auf einem Privatgelände. Es handelt sich um einen öffentlichen Raum, in dem ein privates Sicherheitsunternehmen aktiv ist.

“Grundsätzlich nehmen wir die Privatisierung öffentlicher Aufgaben mit großer Besorgnis zur Kenntnis”, heißt es bei der Ratsfraktion der Linken, die zugleich einräumte, die “momentane Ausnahmesituation anzuerkennen”. Diese Aufgaben aber müssten von staatlichen Sicherheitsorganen und kommunalen Sozialdiensten erfüllt werden.

Stefan Leschniok, ordnungspolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, sieht das entspannter: “Ich habe mit dem Einsatz des privaten Sicherheitsdienstes am Bremer Platz keine Probleme, da es sich nach Aussage der Verwaltung um eine nur vorübergehende Maßnahme handelt, die ausschließlich mit dem starken Anstieg der Aufgaben durch die Corona-Pandemie zusammenhängt.” Eine Einschränkung macht auch er: Sollte ein längerfristiger Einsatz erfolgen, wie dies bereits in anderen Städten in NRW der Fall ist, müssten die politischen Gremien damit befasst werden.


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  1. Danke für den Artikel. Ich als Anwohner und Vertreter der Anwohner im Gremium Runder Tisch für den Stadtraum Bremer Platz, bin mit meinem Latein so langsam am Ende. Was soll dieser “Alibi-Ordner-Dienst”? Die Stadt Münster ist nach wie vor nicht in der Lage bzw. Willens das Thema Bremer Platz aus der Welt zu schaffen. Und dieser private Ordnungsdienst soll doch nur belegen, dass die Stadt Münster sagen kann: “He Leute schaut her, wir kümmern uns” – lächerlich. Beispiel: die Anwohner treffen sich seit Oktober 2018 und der Runde Tisch tagt auch seit Ende 2018/Anfang 2019 regelmäßig. Es wurde alle Anregungen, Wünsche, Befürchtungen, Verbesserungen etc. festgehalten, geclustert und dokumentiert.
    Nur ist leider nichts passiert – nein stimmt nicht – es gab ja noch ein Planungs- und Werkstattverfahren zur Neugestaltung des Platzes. Allerdings mit dem Ergebnis, dass der gewählte Entwurf der Fa. Brandenfels und Partner leider nicht die Planungswünsche der Anwohner hinsichtlich einer Verortung der sog. Szenen, berücksichtigt.
    Auch vermisse ich in all den Treffen bisher den Besuch, bzw. die Teilnahme von städtischen Verantwortlichen, die ein schlüssiges Konzept zum zukünftigen Umgang mit den Menschen auf der Fläche vorlegen. Immerhin, das Pissoir ist gesperrt – mehr als überfällig – denn auch das wird seit Jahren angemahnt. Und auch ja, die Mauer im südlichen Teil ist auch abgerissen (Anwohnerwunsch). Aber sonst? Wo ist die aufsuchende Sozialarbeit? Wo die Konzepte? Wer geht auf die Menschen auf der Fläche zu? Diesen Mensch muss geholfen werden! Was ist mit Zugangszeiten zum Park und was mit der Nachtruhe der Anwohner?
    Oder soll alles so weiterlaufen? Das kann nicht sein. Vielleicht wird ja alles besser, wenn das Hansator fertigestellt ist.
    Soviel für den Moment.
    Gruß
    Heinz-Jürgen Schrage

  2. Problem Bremer platz.ich wohne in der Nähe und mit viel Herz Schmerz beobachte ich diese armen Menschen.Als der Trupp der Ordnung Inspizienten patrolierte sah ich wie angstvoll sich die Menschen verhielten,sicher nicht nur wegen Drogen….wo sollen diese armen Leute denn hin?hier könnte Münster doch weit mehr tun als nur die Ordnungshüter zu schicken!

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