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Afd-Bezirksvertreter Leschik: Ärger wegen der Identitären Bewegung

AfD-Bezirksvertreter Alexander Leschik beim 1000-Kreuze-Marsch im Jahr 2019.

AfD-Bezirksvertreter Alexander Leschik beim 1000-Kreuze-Marsch im Jahr 2019.

Alexander Leschik hatte offenbar engere Kontakte zur rechtsextremen Identitären Bewegung als bisher bekannt. Unserer Redaktion liegen Dokumente vor, die belegen, dass Leschik – der heute für die Afd in der Bezirksvertretung Hiltrup sitzt – die Nähe zu der rechtsextremen Organisation suchte. Jetzt drohen ihm in der eigenen Partei Probleme.

“Ich bedanke mich für die Aufnahme”, schreibt Alexander Leschik am 27. Oktober 2015. Und das tut er nicht irgendwo, sondern in einem Zirkel, der so exklusiv wie klandestin ist. Leschik, seinerzeit Teenager, ist nun Mitglied der geheimen Facebook-Gruppe der Identitären Bewegung Westfalen. Die ist für Außenstehende nicht nur nicht einsehbar, sondern überhaupt nicht auffindbar. Zutritt gibt es nur auf Anfrage – und wohlweislich nur für Personen, die der Organisation zumindest sehr nahe stehen.

Alexander Leschik gehörte augenscheinlich dazu. Er bedankt sich seinerzeit nicht nur für die Aufnahme in die Gruppe, sondern wirbt für die Teilnahme am anstehenden Stammtisch der Afd-Jugendorganisation Junge Alternative (JA). Am 03. Januar 2016 lädt er in einem weiteren Post zur Diskussion “ohne jegliche politische Korrektheit”. Entsprechende Screenshots liegen uns vor.

Jugendliche Unbedarftheit?

Diese Nähe zur Identitären Bewegung ist für Leschik nicht unproblematisch. Seit 2015 beobachtet der Verfassungsschutz NRW die Organisation. Die Schlapphüte attestierten der Organisation seinerzeit in ihrem Bericht ein Politikverständnis, dass sich “grundsätzlich gegen Menschrechte und die pluralistische Demokratie richtet”. Wir haben in der Vergangenheit mehrfach über die Identitäre Bewegung, bespielsweise im Zuge einer Undercover-Reportage bei dem hiesigen Ableger, berichtet.

Seit 2016 stehen die Rechtsextremisten zudem auf der Unvereinbarkeitsliste der Afd. Mitgliedschaft und Kooperation mit der IB sind demnach nicht zulässig, auch wenn das in der Praxis mitunter anders aussieht.

Eine Verquickung kann dennoch problematisch sein – das weiß auch Leschik. Auf Anfrage erklärte der Nachwuchspolitiker, der stellvertretender Sprecher des hiesigen Afd-Kreisverbands ist: “Das war ein Fehler. Ich distanziere mich davon.” Er sei damals ein “Politik-Neuling” im Alter von 15 Jahren gewesen und habe nicht gesehen, “dass eine solche Nähe zu Rechtsradikalen besteht”. Er sei niemals Mitglied der Identitären Bewegung gewesen.

“Geblendet von Youtube”

Tatsächlich schreibt der Verfassungsschutz seinerzeit, dass sich die Identitäre Bewegung in ihrem Auftreten deutlich vom klassischen Rechtsextremismus unterscheidet und vor allem junge Menschen anspricht. Es sei nicht auf den ersten Blick erkennbar, um welche Art von Organisation es sich handelt.

Auch Leschik argumentiert so: “Ich war geblendet von Youtube.” Nur eine Schutzbehauptung? In der Facebook-Gruppe schrieb er hingegen: “Meiner Ansicht nach stehen sich JA und IBD (Identitäre Bewegung Deutschland/Anm. d. Verf.) politisch sehr nahe.” Eine solche Einladung, beteuert Leschik, würde er heute niemals wiederholen. Aber: “Ich habe den Dialog und den Kontakt mit IB-Mitgliedern damals gesucht.” Heute könne er das “nur bedauern”.

Nur: Wie glaubwürdig sind solche Aussagen? Leschik betont, dass er die Identitäre Bewegung und ihre Ideologie ablehnt, ist zugleich mit dem ehemaligen Leiter der Organisation im Münsterland befreundet – und wollte ihn noch in diesem Jahr in die Afd holen. Er läuft mit bei einem Marsch von Abtreibungsgegnern zusammen mit Rechtsextremisten, ist nach eigenem Bekunden aber nicht gegen Abtreibungen.

Leschik drohen Probleme in der Afd

Leschik selbst positioniert sich moderat und äußert sich gegenüber dem rechtsextremen Flügel der Partei immer wieder kritisch. Wohl auch deswegen gerät er selbst ins Kreuzfeuer. Nach eigener Aussage haben seine Gegner die uns vorliegenden Screenshots parteiintern als Kompromat zu nutzen versucht. Es handele sich um eine Kampagne gegen ihn und den umstrittenen Kreissprecher Martin Schiller, der momentan wegen der Gehaltsaffäre und staatsanwaltlicher Emittlungen unter Druck steht.

Tatsächlich droht nun auch weiterer innerparteilicher Ärger. Bei seiner Aufnahme in die Afd, deren Mitglied er 2015 noch nicht war, hat Leschik seine Kontakte zur Identitären Bewegung verschwiegen, wie er erklärte. “Ich sehe da ein Problem”, sagt Steffen Christ, Chef des Afd-Bezirksverbands Münster, und erklärter Intimfeind von Schiller. Er zeigte sich auf Anfrage “verwundert”, dass die Screenshots an die Presse durchgestochen wurden. Und doch: “Es gibt hier erheblichen Klärungsbedarf. Leschik muss das erklären.” Danach müsse man dann schauen, wie es mit ihm weitergeht.


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