Stadtgeschichte(n)

Zukunftswerkstatt Kreuzviertel: Rettung aus dem Rathaus

Logo der Zukunftswerkstatt Kreuzviertel am Sitz des Vereins in der Schulstraße

Die Zukunftswerkstatt Kreuzviertel befindet sich in schwerem Fahrwasser – sowohl programmatisch als auch finanziell. Zuletzt musste sogar die Stadt Unterstützung leisten. Jetzt arbeitet ein Interimsvorstand an einem Neuanfang.

Der 29. September ist so etwas wie ein zweiter Geburtstag gewesen für die Zukunftwerkstatt Kreuzviertel. An diesem Tag hatten sich die Mitglieder des Vereins versammelt, um eine wegweisende Entscheidung zu treffen. Der langjährige Vorsitzende Herbert Stallkamp hatte seinen Rücktritt angekündigt und zugleich die Existenzfrage gestellt: Sollte es das gewesen sein für die Zukunftswerkstatt Kreuzviertel? Der Verein, der Kultur- und Stadtteilarbeit betreiben will und soll, es aber zuletzt nicht mehr so wirklich tat. Plötzlich schwebte das Damoklesschwert der Auflösung im Raum.

“Es musste entschieden werden: Schmeißt man die Brocken hin oder wagt man einen neuen Anlauf?”, erinnert sich Theo Sträßer, heute im Interimsvorstand, früher Fraktionschef der SPD im Stadtrat. “Wir haben gesagt, wir packen es an.” Zusammen mit seinen Interimsvorstandskollegen Karl Gebhardt sowie Gertrud und Norbert Sparding will er den Karren jetzt aus dem Dreck ziehen.

Und zu tun gibt es einiges, denn das Vereinsleben muss augenscheinlich reanimiert werden: “Zuletzt gab es ein bisschen zu wenig Beteiligung”, sagt Gebhardt. “Das soll deutlich mehr werden.” Werner Szybalski, langjähriges Vereinsmitglied, formuliert es deutlicher: “Die eigenen Aktivitäten des Vereins sind in den letzten beiden Jahren weitgehend eingeschlafen. Da ist nicht viel passiert.” 

Krisenmanagement gefragt

Nachprüfbar ist diese Aussage nicht, denn beim Interview konnte der Interimsvorstand den Rechenschaftsbericht der Jahre 2016 und 2017 nicht vorlegen. Das Kulturamt verweigerte die Herausgabe mit Verweis auf den Datenschutz, steckt hier aber selbst in der Zwickmühle. Denn: Die Stadt steht in der Pflicht, die Aktivitäten des Vereins zu prüfen. Für die 165 Quadratmeter umfassenden Räumlichkeiten an der Schulstraße erhält die Zukunftswerkstatt Kreuzviertel nämlich indirekte Subventionen aus dem städtischen Haushalt – rund 10.000 Euro pro Jahr.

Die andere Hälfte der Miete muss der Verein selbst aufbringen. In der Vergangenheit tat er das zu einem wesentlichen Teil über die Untervermietung der Räumlichkeiten. Im letzten Sommer aber sprang der Anker-Untermieter, der gemeinnützige Verein Wipdaf, ab. Das stellte die Zukunftswerkstatt Kreuzviertel vor ernsthafte finanzielle Probleme, denn sie deckte laut Stallkamp über die Wipdaf-Zahllungen zwei Drittel des erforderlichen Budgets. Für den Rest waren weitere Raummieten, Spenden und Mitgliedsbeiträge vorgesehen.

…seit Jahresmitte wurde offenkundig, dass weder mit den wenigen noch eingehenden Spenden und Vereinsbeiträgen der Mitglieder, noch aus den (auch organisatorisch) unzulänglichen Raumvergaben (…) eine Deckung der laufenden Miet- und Betriebskosten zu erreichen sein würde. Für eine Revitalisierung oder gar ‘Expansion’ der inhaltlichen Arbeit fehlen erst einmal alle Grundlagen.” 

(der Interimsvorstand in einer Zusammenfassung der Informationsveranstaltung für Mitglieder, die am 21. November stattfand)

Am 29. September stand schließlich nicht nur eine Entscheidung darüber an, ob weitergemacht werden soll – sondern, ob weitergemacht werden kann. Der Interimsvorstand beantragte kurzfristig eine Stundung der Mietzahlungen für ein halbes Jahr, die bereits bewilligt worden ist. “Wir haben den Antrag gestellt, um ein Zeitfenster zu bekommen, in dem wir uns auf den Auf- und Ausbau weiterer Vereinsaktivitäten konzentrieren können”, sagt Sträßer und betont, dass bis zum 01. Oktober sämtliche Forderungen bedient gewesen seien. “Der Verein stand kurz vor der Insolvenz”, wird Szybalski deutlicher.

Schnelle Hilfe von der Stadt

Der Interimsvorstand kann sich nun der Aufbauarbeit widmen. Dabei dürften auch die 7.500 Euro helfen, die der Rat auf den kurzfristig gestellten Antrag hin am Ende des letzten Jahres bewilligt hat. Die frohe Botschaft überbrachte Ex-Grünen-Fraktionschef Heribert Klas bei der Informationsveranstaltung am 21. November. Hier waren mit Ex-Stadtdirektor Horst Freye und eben Sträßer wesentliche Akteure des rot-grünen Intermezzos unter der damaligen Oberbürgermeisterin Marion Tüns zugegen.

Bis Ende März hat der Interimsvorstand nun Luft und Kapital, um die wesentlichen Weichenstellungen für die Zukunftswerkstatt Kreuzviertel vorzunehmen. Dann könnten auch reguläre Vorstandswahlen stattfinden. “Es gibt viele Leute, die Lust haben, diese Einrichtung nach vorne zu bringen”, sagt Gertrud Sparding.

Die Vergabe der Räumlichkeiten sei bereits in einem vielversprechenden Umfang neu angelaufen, auch die von Szybalski angeführte Bürgerinitiative “L(i)ebenswertes Uppenberg” hat diverse Termine gebucht. Gleichwohl: Unterstützung wird händeringend gesucht, betont Gebhardt: “Wir werben um möglichst viele – vor allem auch neue – Mitglieder und für aktive Mitarbeit im Verein.”


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