Oberbürgermeister Markus Lewe (Foto: Presseamt Münster/Britta Roski)
Oberbürgermeister Markus Lewe vollbringt einen beeindruckenden Spagat: Zusätzlich zu seinem eigentlichen Job als Stadtoberhaupt bekleidet er noch eine Vielzahl von weiteren Ämtern. Bei einigen verdient er sich noch ein erkleckliches Sümmchen dazu, nimmt es jedoch mit der Transparenz nicht so genau.
Wer etwas zum Thema OB und Geld erfahren möchte, muss zunächst eines tun: recherchieren. Genauer gesagt: Sich durch die Tiefen der städtischen Webpräsenz wühlen. Am Ende aber sind drei Dokumente zu finden, die über die Nebentätigkeiten von Markus Lewe Auskunft geben. Hier ist beispielsweise eine Übersicht zu sämtlichen Posten und Pöstchen zu finden, die der Oberbürgermeister so inne hat. Im ZDF-Fernsehrat ist er, im Beirat der NRW-Bank, im Aufsichtsrat des FMO und und und. Kurzum: Unser Super-OB ist ein viel beschäftiger Mann, was besonders jetzt der Fall ist, wo er auch noch Präsident des Deutschen Städtetages ist (was in den genannten Papieren mit Stand März 2017 noch nicht enthalten ist).
Wer viel arbeitet und eine hohe Verantwortung trägt, hat auch den Anspruch auf eine entsprechende Vergütung. Der Oberbürgermeister einer Stadt mit 310.000 Einwohnern wird in der Besoldungsgruppe B10 eingruppiert, was einem Grundsold von 12.214,81 Euro pro Monat entspricht. Hinzu kommen noch einige Zulagen. Für die diversen Aufsichtsratsmandate gibt es ebenfalls Geld. Hier darf Lewe aber maximal 6.000 Euro pro Jahr behalten, den Rest muss er an die Stadt abführen.
Dabei gibt es eine große Ausnahme: Das Geld aus dem Sparkassensektor darf er vollständig behalten. Diese häufig kritisierte Regelung aus den frühen 90er Jahren geht zurück auf einen ministeriellen Erlass, mit dem die SPD seinerzeit den Bürgermeistern in NRW etwas Gutes tun wollte. Und da bleiben dann mehr als 6.000 Euro brutto übrig: Für seine Tätigkeiten bei der Sparkasse Münsterland-Ost erhielt Lewe 2016 8.717 Euro, für sein Engagement beim Sparkassenverband Westfalen-Lippe 11.723,42 Euro.
Lewe darf Sparkassen-Geld behalten
Der Oberbürgermeister hat einen harten Job. Das soll an dieser Stelle überhaupt nicht in Frage gestellt oder seine politische Arbeit bewertet werden. Wir wollten allerdings von Herrn Lewe wissen, wie die genannten Summen zustande gekommen sind und was er dafür getan hat. Das nämlich ist nicht öffentlich einsehbar. “Es geht nicht direkt um tatsächliche Interessenkonflikte, sondern darum, den bösen Schein zu vermeiden”, sagt Prof. Christian Erdmann von Transparency International. “Transparenz ist der Feind von Korruption.”
Das sieht Herr Lewe offenbar anders. Wir wollten wissen, welcher Aufwand mit den Zahlungen verbunden ist. Auf unseren Antrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz, mit dem Jedermann Auskünfte von staatlichen Stellen erfragen kann, ließ er über die städtische Datenschutzbeauftragte ausrichten:
“Der Veröffentlichungspflicht der Angaben in geeigneter Form entspricht der Oberbürgermeister dadurch, dass die Übersicht über die Aufstellung seiner Nebentätigkeiten und die erzielten Einkünfte auf seiner Homepage im Internet ersichtlich ist.”
Das stimmt natürlich. Der OB tut, was er gemäß Korruptionsbekämpfungsgesetz tun muss. Mehr aber auch nicht. Fraglich ist, ob er nach dem IFG zur Erteilung der gewünschten Auskünfte verpflichtet wäre. Aber kein Problem: Die Sparkasse Münsterland-Ost und der Sparkassenverband Westfalen-Lippe sind ebenfalls staatliche Organisationen und unterliegen als solche ebenfalls dem IFG. Sie stellten uns die gewünschten Daten zur Verfügung.
Zahlungen des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe
Verbandsverwaltungsrat: 6.800 Euro (2.800 Euro Sitzungsgeld, 4.000Euro Aufwandsentschädigung) für sieben Sitzungen á zwei Stunden
Trägerausschuss: 4.400 Euro für elf Sitzungen á 1,5 Stunden
Hauptausschuss (stv. Mitglied): 400 Euro für eine Sitzung á einer Stunde
Zahlungen der Sparkasse Münsterland Ost
Verwaltungsrat (Vorsitzender): 1.728 Euro für fünf Sitzungen (vier á 307 Euro, eine nach einer entsprechenden Erhöhung á 500 Euro) á drei Stunden
Risikoausschuss (Vorsitzender): 1.728 Euro für fünf Sitzungen (vier á 307 Euro, eine á 500 Euro) á zwei Stunden
Zweckverbandsversammlung: 128 Euro für eine Sitzung á zwei Stunden
Beirat (stv. Vorsitzender): 384 Euro für drei Sitzungen á zwei Stunden
Die Sparkasse teilte darüber hinaus mit, dass sich der Zeitaufwand “durch die aufsichtsrechtlich geforderte Vor- und Nachbereitung der Sitzungen um den Faktor zwei bis drei erhöht. Die Bemessung des Sitzungsgeldes orientiert sich insofern konsequenterweise an dem gesamten Zeitaufwand. Eine Beurteilung der Höhe des Sitzungsgeldes kann daher aus unserer Sicht niemals allein anhand der reinen Sitzungsdauer erfolgen.” Deswegen wollten wir die Information vom Oberbürgermeister haben, um eben eine solche Beurteilung vornehmen zu können.
Im Endeffekt wollen wir nur ein wenig mehr Transparenz – und fragen uns schon wieder: Wie schafft er das nur zeitlich?
Sehr interessante Information, was so ein OB als Gehalt bekommt…und noch interessanter, welche Summen er nebenbei noch erhält. Ich sage extra nicht “verdient”, denn das erscheint mir eine Aussage, die ich aufgrund der Tätigkeiten nicht angemessen finde.
mal addiert: 64.5 Stunden mit einem Gesamtsalär von 15.568 € macht einen Bruttostundenlohn von 241 €, und das neben dem Full-time-job. das wäre im Monat knapp 5,4 Std. zusätzlicher Aufwand, dafür kann man dann schon mal 1000 € erwarten 😉
Jeder Normalbürger soll oder muß bei einen Nebenjob den Arbeitgeber seiner
Hauptbeschäftigung informieren oder teilweise die Nebenbeschäftigung sogar
genehnigen lassen. Der Arbeitgeber kann den Nebenjob sogar verbieten, wenn
die Leistungen durch die Nebenbeschäftigung beeinträchtig werden.
Also kommt man zu dem Schluß, das viele verschiedene ( andersartige )
Tätigkeiten dazu führen, daß nicht alle gleich gut geleistet werden können.
Lieber wenige gute Positionen, als viele halbherzige