Münster

595 Stromsperren in 2017 – Tendenz rückläufig

Die Zahl der Stromsperren ist in 2017 weiter gesunken. (Symbolbild)

Die Zahl der Stromsperren ist in 2017 weiter gesunken. (Symbolbild)

Kein Licht, kein Herd, keine Kühlung: Die Betroffenen von Stromsperren führen ein Leben wie vor 100 Jahren. Das ist besonders für Familien mit Kindern eine enorme Belastung. Die Stadtwerke versuchen in Zusammenarbeit mit sozialen Trägern einen Ausweg aus solchen Härtefällen, die sich in den vergangenen Jahren deutlich reduziert haben.

Die gute Nachricht zuerst: Die Zahl der Stromsperren durch die Stadtwerke ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. 2017 wurde noch in 595 Fällen der Strom abgeklemmt. 2013 mussten die Mitarbeiter des kommunalen Versorgers noch 1015 Male ausrücken, um bei säumigen Kunden die Lieferung einzustellen. Auch die Zahl der Ratenverträge ist zuletzt auf 2.974 Abschlüsse gesunken (2013: 3.886), wie die Stadtwerke auf Anfrage mitteilten.

Solche Ratenverträge können säumige Kunden auch bis fast “auf den letzten Drücker” schließen, erklärte das Unternehmen. Wer im Rückstand sei, solle sich aber möglichst frühzeitig melden. “In aller Regel sind das Ratenvereinbarungen, die sich sowohl an der Höhe des offenen Betrages als auch an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Schuldners bemessen”, sagte Stadtwerke-Sprecher Florian Adler. Für Härtefälle biete das Unternehmen zudem kostenfrei eine Energieschuldenberatung an.

Häufig handelt es sich bei den Schuldnern um Menschen in einer prekären wirtschaftlichen Situation, etwa um Bezieher von Arbeitslosengeld II. In solchen Fällen besteht die Möglichkeit, dass Sozialamt oder Jobcenter die Abschläge direkt an den Versorger überweisen. Bei Mieten ist dies bereits der Regelfall. In Zusammenarbeit mit der Caritas bieten die Stadtwerke schon seit 2006 den Stromsparcheck an, der seitdem über 2.500 einkommensschwache Haushalte besucht hat.

Sozialverbände fordern Maßnahmen gegen Stromsperren

Die Sperrquote anhand der Anzahl Verträge über alle Sparten liegt in Münster bei 0,23 Prozent. Die Bundesnetzagentur spricht in ihrem Monitoringbericht 2017 von einer Sperrquote Strom von 0,7 Prozent aller Haushaltskunden. Erfahrungsgemäß liegt diese Zahl in Großstädten deutlich höher.

Der Trend bei den Stromsperren auf Bundesebene ist insgesamt rückläufig. 2013 waren laut Bundesnetzagentur rund 345.000 Haushalte betroffen, 2016 waren es noch 330.000. Die Sozialverbände appellieren derweil an die Regierung, die Ansetzung der Energiekosten anzupassen: “Das Budget im Regelbedarf für Strom ist zu knapp bemessen”, erklärt der Caritas-Gesamtverband auf seiner Homepage.

Nach einer Auswertung des Strompreis- und Verbraucherportals Check24 haben ALG-II-Empfänger im Schnitt (Singlehaushalt 2000 Kilowatt) 690 Euro für ihren Strom bezahlt. Der Regelsatz für “Wohnen, Energie und Wohninstandhaltung” betrage aber selbst nach der geplanten leichten Erhöhung 2018 im bundesweiten Schnitt nur maximal 532 Euro.

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