Münster

Betriebsratsgründung behindert? Gewerkschaft erhebt schwere Vorwürfe gegen Flaschenpost

Die Flaschenpost soll von der Oetker-Gruppe übernommen worden sein.

Ärger für die Flaschenpost: Die Gewerkschaft NGG behauptet, der Lieferdienst behindere die Gründung eines Betriebsrats in Düsseldorf . Vor Gericht holte sich das Unternehmen in der Sache eine blutige Nase.

“Das Vorgehen von Flaschenpost ist schändlich. Das Unternehmen will die Beschäftigten mit brutalen Wildwest-Methoden an der Ausübung ihrer demokratischen Grundrechte hindern”, sagt Mohamed Boudih, Landesbezirksvorsitzender der NGG Nordrhein-Westfalen, laut Pressemitteilung vom Montag. Nach Angaben der Gewerkschaft versucht Flaschenpost, die Beschäftigten in seiner Düsseldorfer Filiale an der Wahl eines Betriebsrates zu hindern.

Gleich acht Mitarbeiter erhielten am Freitag zeitgleich die Kündigung – zuerst fristgerechte, danach folgten mindestens sieben fristlose. Das Unternehmen hat laut NGG außerdem versucht, die Wahl gerichtlich zu stoppen. Das Arbeitsgericht Düsseldorf wies den Antrag jedoch im Eilverfahren ab. Die Gewerkschaft kündigte an, gegen die Kündigungen arbeitsgerichtlich vorgehen zu wollen. Außerdem hat sie Strafanzeige gegen die Geschäftsführer des Lieferdienstes mit Hauptsitz in Münster erstattet.

Alles deute darauf hin, dass Flaschenpost mit den drakonischen Maßnahmen ein abschreckendes Exempel setzen wolle, um die Beschäftigten einzuschüchtern und die Wahl eines Betriebsrates im Keim zu ersticken, erklärt Zayde Torun, zuständige Gewerkschaftssekretärin und Geschäftsführerin der NGG Region Düsseldorf-Wuppertal.

Wieder negative Schlagzeilen für die Flaschenpost

“Wir begrüßen das Engagement, legen jedoch auch bei diesem Thema großen Wert auf Professionalität und Chancengleichheit, so dass wir die aktuelle Situation nun durch die Arbeitsgerichte klären lassen”, sagte eine Unternehmenssprecherin der “Rheinischen Post”. Das in Düsseldorf erscheinende Blatt hatte zuerst über die Vorgänge berichtet.

Es ist nicht das erste Mal, dass das gehypte Lieferdienst-Startup für negative Schlagzeilen sorgt. Erst vor wenigen Monaten berichtete die “Rheinische Post” von permanenter Videoüberwachung in den Logistikzentren. Das Unternehmen dementierte den Bericht seinerzeit.


 

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Ein Kommentar

  1. Es fragt sich grundsätzlich, ob diese Art der Lieferung zeitgemäß ist – alle Welt redet von der Reduzierung schädlicher Abgase und dann wird ein solcher Lieferdienst aus dem Boden gestampft? Die angebliche Ersparnis durch Konzentration ist doch insofern Augenwischerei als die Kunden für andere Besorgungen sowieso zum Einkaufen fahren müssen (wenn sie nicht unmittelbar neben einer Einkaufsquelle wohnen). Wie soll das Geschäftsmodell funktionieren wenn schärfere Bedingungen hinsichtlich des Umweltschutzes greifen?

    Die Zielgruppe, die einen solchen Dienst wirklich nötig hätte – etwa Rentner und Menschen, die selbst eine Kiste Wasser nicht mehr bewegen können – hält sich nicht im Internet auf und benutzt schon erst recht keine Apps. Und meistens verfügen sie nicht über die Mittel gleich für mehrere Wochen einzukaufen. Ein Dienst also für zahlungskräftige Yuppies, die zu faul oder sich zu gut sind selbst eine Wasser- oder Bierkiste in die Hand zu nehmen?

    Mir drängt sich – auch angesichts der außerordentlich umfangreichen, ja fast schon ‘explosionsartig’ zu nennenden Expansion des Unternehmens – der Vergleich zu anderen *start-ups* auf:
    Da wurde durch rasanten Aufbau und immerwährende Expansion lange der drohende und dann plötzlich erfolgende Zusammenbruch des Geschäftes verschleiert (mehrere Beispiele aus den Jahren vor 2008).

    Dass man sich vehement gegen einen Betriebsrat stellt ist da nur ein Symptom, denn dieser hätte sofort Einblicksrechte und damit die Finanzlage vor Augen und könnte früher als Außenstehende erkennen ob es eine bedrohliche Schieflage gibt.

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