Münster

Münster: Swapfiets tritt kräftig in die Pedale

Die Swapfiets mit ihren charakteristischen blauen Vorderrädern sind fast überall im Stadtbild anzutreffen.

Sie gehören in Münster inzwischen fest zum Stadtbild: die Fahrräder mit den charakteristischen blauen Vorderrädern. In Zukunft sollen es noch deutlich mehr werden. Das niederländische Unternehmen Swapfiets will die Zahl seiner Miet-Leezen bis Jahresende auf 8.000 verdoppeln. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Die Fahrradstadt Münster ist für Swapfiets das Einfallstor nach Deutschland: Vor nicht einmal einem Jahr hat das Unternehmen hier seinen ersten Standort in der Bundesrepublik eröffnet, heute sind die auffälligen Leezen allerortens in der Stadt zu sehen. “Die meisten Studenten haben kein Geld für ein gutes Rad“, sagte Richard Burger, einer der Mitbegründer, am Dienstag bei einer Veranstaltung des Venture Club Münster im Schloss. Ein gutes Pflaster also für das niederländische Startup, das nirgendwo in Deutschland so schnell wächst wie in der Fahrradstadt. Fast 4.000 Kunden zählt Swapfiets hier, bis Ende des Jahres sollen es 8.000 sein.

Die Pläne mögen beeindruckend klingen, Münster aber ist keine Besonderheit: Betrug die gesamte Kundenbasis Ende 2018 noch 85.000 zahlende Fahrradfahrer, sollen es ein Jahr später bereits 240.000 sein. Inzwischen ist Swapfiets in 37 Städten in Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Dänemark vertreten. Innerhalb der nächsten elf Monate sollen 14 weitere nach den Plänen Burgers hinzukommen. “Unser Konzept hat sich bewährt, wir müssen nur noch wachsen.” Neben der geografischen Expansion sind weitere Produkte wie E-Bikes und spezielle Services für Unternehmenskunden geplant.

Swapfiets von der Nachfrage überrollt

Das Konzept ist dabei so einfach wie effektiv: Deutsche Swapfiets-Kunden zahlen in der Basisvariante 15 Euro (Studenten) oder 17,50 Euro pro Monat als eine Art kombinierte Miete und Servicegebühr. Dafür gibt es nicht nur das Fahrrad, sondern auch das Versprechen, bei einem Schaden innerhalb eines Tages für Ersatz zu sorgen. “Was wir verkaufen? Service!”, machte Burger das Selbstverständnis des Unternehmens deutlich. Wer ein Swapfiets haben will, bindet sich dabei höchstens für einen Monat. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht, plauderte der 26-Jährige aus dem Nähkästchen, lohne sich die Kundenbeziehung erst ab einem halben Jahr.

Große Pläne: die Swapfiets-Gründer um Richard Burger (l.). (Foto: Swapfiets)
Große Pläne: die Swapfiets-Gründer um Richard Burger (l.). (Foto: Swapfiets)

Daran war vor vier Jahren noch nicht zu denken, als Burger und drei Mitstudenten von der Universität Delft die Idee zu Swapfiets hatten. Ein Fahrrad kaufen und anschließend in Schuss zu halten, bedeute viel Aufwand: “Kann man das nicht einfacher machen?” Gesagt, getan. Den Anfang machte das Quartett mit gebrauchten Leezen. Die Resonanz war überwältigend. Vor knapp drei Jahren mussten Investoren ins Boot geholt werden, um den Ansturm bewältigen und weiter wachsen zu können.

Noch kein Ende in Sicht

Dafür änderten die studentischen Jung-Unternehmer das Konzept: Fortan setzten sie auf neue Fahrräder, die für ihren Einsatz angepasst wurden. Ein offener Kettenschutz soll – anders als bei den klassischen Hollandrädern – schnelle Reparaturen ermöglichen. Der Gepäckträger ist vorne angebracht, damit keine Passagiere transportiert werden können. Die speziellen Reifen sind weniger anfällig für Pannen und verfügen über die prägnante blaue Farbe, die die Swapfiets allerortens in das Münsteraner Stadtbild tupfen: “Wir haben etwas mit Wiedererkennungswert gesucht.”

Das hat augenscheinlich funktioniert. Heute ist Swapfiets ein sehr schnell wachsendes Unternehmen, das laut Burger monatlich fast eine Million Euro umsetzt. Und wie geht es weiter? Sind irgendwann nicht alle Interessenten versorgt? In Europa, Deutschland, Münster? “Das wird die Zeit zeigen”, antwortete Burger auf Nachfrage und verwies auf eine Zahl: Am Gründungssitz in Delft hat Swapfiets 7.000 Kunden – und die alte Universitätsstadt zählt rund 100.000 Einwohner…


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