Münster

Neuer Höchststand: Immer mehr Kinder und Jugendliche bekommen Hartz IV

Kind streichelt Katze. (Symbolbild Hartz IV)

Immer mehr Kinder und Jugendliche sind auf Leistungen nach dem SGB II angewiesen. Das gilt für Deutschland mit einem Anteil von 14,6 Prozent insgesamt, aber auch für Münster. In beiden Fällen bedeutet dies einen neuen Höchststand bei den Empfängern von Hartz IV. Als Grund für den Anstieg nannte die Hans-Böckler-Stiftung, die Daten der Bundeagentur für Arbeit ausgewertet hat, die Zuwanderung seit dem Jahr 2012.

Insgesamt leben rund 1,95 Millionen Kinder und Jugendliche in Familien, die entsprechende Leistungen nach SGB II beziehen – über 110.000 Kinder oder 0,8 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Die Quote für Münster ist von 12,5 Prozent Ende 2011 auf 16,5 Prozent im vergangenen Juni gestiegen. Das zeigt eine neue Auswertung der aktuellsten verfügbaren Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (Stand Juni 2017) durch das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Nach Analyse von WSI-Sozialexperten Dr. Eric Seils ist der Anstieg eine Folge der Zuwanderung, vor allem von Flüchtlingen, seit dem Jahr 2012. Zunächst hatte sie sich in einem Anstieg der Fallzahlen beim Asylbewerberleistungsgesetz bemerkbar gemacht, da Flüchtlinge in der Regel in den ersten 15 Monaten keinen Anspruch auf Hartz IV haben.

Zunahme vor allem in Westdeutschland
Mit einer Verzögerung kam es dann zu einer starken Zunahme der Zahl ausländischer Kinder im SGB II-System. Diese hat sich seit Dezember 2011 von 291.373 auf 583.639 ziemlich genau verdoppelt. Der sukzessive Übergang in SGB II stellt für Flüchtlingsfamilien trotz des niedrigen Niveaus eine Leistungsverbesserung dar. Die Zahl der Kinder mit deutscher Staatsangehörigkeit – ohne und mit Migrationshintergrund – in SGB-II-Haushalten ist dagegen seit Dezember 2011 um über 120.000 gesunken.

Regional konzentriert sich die Zunahme der Kinder, die auf Hartz IV angewiesen sind, auf Westdeutschland. Im Osten war nur im vergangenen Jahr ein kleiner Anstieg festzustellen. In den vergangenen Jahren habe dies zu einer gewissen Angleichung in beiden Teilen Deutschlands beigetragen, schreibt Seils.

Es gibt aber weiterhin große regionale Unterschiede, vor allem auf der Ebene der Städte und Kreise: Die höchsten SGB II-Quoten unter Minderjährigen weisen Gelsenkirchen (41,0 Prozent), Bremerhaven (36,1 Prozent) und Halle an der Saale (34,3 Prozent) auf. Die Kreise mit den niedrigsten SGB II-Quoten liegen alle in Bayern: Pfaffenhofen an der Illm (2,2 Prozent), Eichstätt (2,3 Prozent) und Donau-Ries (2,5 Prozent).