Rathaus

Happy End für Paul Wulf

Die Skulptur von Paul Wulf am Servatiiplatz.

Im Hickhack um den Verbleib der Skulptur von Paul Wulf am Servatiiplatz ist ein gutes Ende in Sicht. Sie soll dauerhaft an ihrem derzeitigen Standort verbleiben. Vorher aber muss das Kunstwerk eingelagert werden. 

“Wir begrüßen, was da jetzt geplant ist”, freut sich Bernd Drücke vom Freundeskreis Paul Wulf. Die Initiative pflegt die Skulptur und kämpft bereits seit einigen Jahren für ihren dauerhaften Erhalt am gegenwärtigen Platz. Jetzt ist der “Freundeskreis Paul Wulf” am Ziel. In einer Vorlage für die Bezirksvertretung Mitte schlägt die Verwaltung den Verbleib der Skulptur am Servatiiplatz vor. Außerdem soll die städtische Beteiligung an den Unterhaltungskosten erhöht werden. Die Zustimmung des Gremiums am 23. Juni gilt als gesichert. (Anm.: Und ist inzwischen erfolgt.)

Damit nimmt eine bereits länger andauernde Diskussion ein glückliches Ende. Vor zwei Jahren hatte die Politik zunächst eine Übergangslösung bis zur Sanierung des Servatiiplatzes, die in der zweiten Jahreshälfte beginnen soll, befürwortet. Für die Dauer der Arbeiten soll die Statue eingelagert und im Anschluss wieder an ihrem vorherigen Platz aufgestellt werden.

Und der richtige Platz ist in diesem Fall der Servatiiplatz, findet Drücke: “Der ist optimal als Gegenpart zu den Kriegerdenkmälern (die jetzt wieder diskutiert werden/Anm. d. Red.) an der Promenade.” Hier ist die dreieinhalb Meter große Statue ein echter Hingucker. Vor 13 Jahren war sie eines der beliebtesten Exponate bei der Skulptur-Ausstellung.

100 Jahre Paul Wulf in 2021

Doch die Skulptur von Paul Wulf ist nicht nur Kunstwerk, sondern auch Mahnmal. Paul Wulf erinnerte zu Lebzeiten als Aktivist und Opfer gleichermaßen an ein oftmals wenig beachtetes Kapitel der Nazizeit. Die Nationalsozialisten sterilisierten in ihrem Rassenwahn so genannte “Schwachsinnige” zu Tausenden. Paul Wulf musste die Prozedur als Teenager über sich ergehen lassen, ohne Betäubung. Er und weitere 350.000 Menschen sollten ihr in den Augen der Nationalsozialisten minderwertiges Erbgut nicht weitergeben können.

1921 in Essen geboren, wurde der von seinem Martyrium gezeichnete Paul Wulf nach dem Krieg zum Kämpfer in eigener Sache, gegen den Faschismus, aber auch zum Anarchisten. Solche sind in bestimmten politischen Kreisen in Münster nicht so gut gelitten. Man wolle es mit der Erinnerung nicht übertreiben, ist eine der überlieferten Aussagen. Deswegen war es für den Freundeskreis eine nicht ganz einfache Aufgabe, nach der vorletzten Skulptur-Ausstellung einen neuen Platz zu finden und das Gedenken an den 1999 verstorbenen Wulf dauerhaft zu sichern.

Immerhin: Der Kampf hat sich gelohnt – passend zum 100. Geburtstag am 2. Mai 2021. Dann wird der Freundeskreis auch ein neues Buch herausbringen und in Veranstaltungen an Paul Wulf erinnern.


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