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Hafencenter/Hafenmarkt: Alles zurück auf Los

Die Baustelle vom Hafencenter bzw. Hafenmarkt im Juli 2020.

Die Baustelle von Hafencenter aka Hafenmarkt im Juli 2020.

Das Hafencenter ist tot, es lebe der Hafenmarkt! Nachdem das Projekt eines großflächigen Einkaufszentrums vor Gericht gescheitert ist, unternehmen Stadt und Stroetmann jetzt einen neuen Anlauf. Doch es droht Ungemach.

Derzeit ächzt die Bauruine am Hansaring unter den Schneemassen. Doch irgendwann im nächsten Jahr soll der Rohbau aus seinem Dornröschenschlaf erwachen, planen die Stadt und Bauherr Stroetmann. Das Projekt heißt dann nicht mehr Hafencenter, sondern Hafenmarkt. Die Pläne dafür sollen schon bald öffentlich ausgelegt werden.

Wenn die entsprechende Beschlussvorlage den Rat am 17. März nimmt passiert, können alle Interessierten die Planunterlagen und die dazugehörigen Gutachten einsehen. Geplant ist das vom 6. April bis zum 20. Mai. In dieser Zeit können die Bürger:innen Stellungnahmen zur Planung einreichen. Beim Hafencenter gab es derer übrigens 506.

“Alle Eingaben werden in der finalen Beschlussfassung für den neuen Bebauungsplan behandelt, über die wieder der Rat der Stadt entscheiden wird”, heißt es in dem Dokument. Wann das sein wird, ist derzeit noch nicht abzusehen. Aus den Unterlagen  geht aber hervor, dass der Hafenmarkt im Jahr 2022 eröffnen soll. Viel Zeit bleibt also nicht.

Mehr als nur ein neuer Name

Tatsächlich hat sich gegenüber der ursprünglichen Planung mehr als nur der Name geändert. Kern des Markthallenkonzepts ist “die Hervorhebung des Einkaufserlebnisses, insbesondere  Verkauf und Verzehr vor Ort”, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung. Die Sortimentsschwerpunkte sollen “im Bereich veganer, regionaler, lokaler sowie Bioprodukte” liegen, die dann per Lastenrad an die Anwohner im angrenzenden Viertel geliefert werden sollen.

Hinzu kommen weitere  Einzelhandelsflächen, eine öffentlich zugängliche Tiefgarage (Detail am Rande: die Stadt soll ihren Zuschuss wegen der gestiegenen Kosten um eine Mio. Euro erhöhen), Dienstleistungsnutzungen, Gastronomie, Kindergroßtagespflege, Quartiersbüro sowie 34 Wohnungen. “Der HafenMarkt (sic) soll somit einen vielfältigen urbanen Quartiersmittelpunkt darstellen, der zudem als Gelenk für zum Teil neue Wegebeziehungen zwischen Hansaviertel, Hafen und Stadthafen-Nord fungiert”, flöten die Stadtplaner in dem Papier.

Auch das alte Problem der Lärm- und Verkehrsemissionen, an dem das Projekt im ersten Anlauf scheiterte, ist gelöst. Sagt zumindest der von der Bauherrin beauftragte Gutachter – wie auch schon beim Hafencenter.

Zunächst muss der Stadtrat sein OK zu dem Projekt geben. Das ist auch unter der neuen Mehrheit gesichert. Die Grünen sind bekanntermaßen gegen das Projekt, die SPD ist dafür und Volt-Ratsherr Tim Pasch erklärte kürzlich auf Nachfrage, dass das Papier in der vorliegenden Form für seine Partei nicht zustimmungsfähig sei. Die Partner hatten allerdings im Koalitionsvertrag geregelt, dass bei diesem Thema (und nur hier!) ein “differentes Abstimmungsverhalten” zulässig sei. Die CDU befürwortet das Projekt bekanntlich und sieht gar die “Zukunftsfähigkeit der Stadt auf dem Spiel”.

Getrennte Wege beim Hafenmarkt

Am Hafenmarkt soll die frisch aus dem Ei geschlüpfte Koalition schließlich nicht scheitern. Der Vorschlag hierzu kommt nach eigenen Angaben ausgerechnet von Rainer Bode. Seit der Kommunalwahl ist der Spiritus Rector der Hafencenter-/Hafenmarkt-Gegner pikanterweise auch für die Grünen als Ratsherr im Stadtparlament. “An unserer Haltung hat sich nichts geändert”, erklärt er und betont, dass er dies nicht als Ratsherr, sondern als Teil der Hafeninitiativen sage.

Deren Anwalt prüft momentan die seit letzter Woche vorliegenden Planungsunterlagen. “Wenn da Ansatzpunkte sind, dann geht es weiter”, kündigt Bode an. Bedeutet konkret: Auch das Projekt Hafenmarkt geht vor Gericht – mit allen Konsequenzen, die das dann haben könnte. “Das wird dann nochmal vier oder fünf Jahre dauern”, schätzt er.

Denn Bode rechnet nicht damit, dass die Stadt nochmals wie beim Hafencenter eine Baugenehmigung ausstellen wird, ohne dass das Klageverfahren abgeschlossen ist. Aus diesem Grund steht am Hansaring jene Bauruine – und dem Umstand, dass Stroetmann seinerzeit auf eigenes Risiko mit den Bauarbeiten begonnen hat.

Aber ist das der einzig gangbare Weg? Die Haltung der Gegner ist klar: Sie wollen keinen großflächigen Einzelhandel an dieser Stelle, auch nicht in reduzierter Form. Für Bode liegt die Lösung sehr nahe: “Wenn Stroetmann da Wohnen macht mit einer Kita, sind wir in ein, zwei Jahren durch.”


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  1. Das unendliche Projekt Hafencenter/Hafenmarkt ist Mahnmal des Stillstandes in der Stadt Münster. Die Grünen sorgen im Rat der Stadt für eine Blockade jeglicher Innovation. Die von den Grünen Idiologen vorgesehene Sperrung des Innenstadt wird zum Todesstoß für viele durch Corona schon arg gebeutelte Einzelhandelsgeschäfte, für die unsere gute Stube überregional bekannt ist. Schade.

  2. Wenn Mahnmal dann für eine “Stadtplanung” in MS ohne die Bürger:innen und an den Interessen der Viertel vorbei. Statt dessen für die Interessen der Investoren, die sich an der Rendite orientieren. Noch nicht einmal bei diesem Interessenkonflikt eines gegen viele zeigt sich die Stadtverwaltung als Moderator sondern schlägt sich – warum auch immer – auf eine Seite.
    Stadtplanung mit einer partizipativen Bürger:innenbeteiligung sieht anders aus. Sechs setzen … oder:
    Laßt uns nochmal von vorne anfangen!
    Ich hoffe, daß auch die SPD aus ihrem Wahldebakel gelernt hat und nicht an ihrer putzigen Idee des “Hafenmarktes” festhält. Vor allem daß sie auch die Stadtgesellschaft hier vor Ort ernst nimmt und nicht den ersten Stolperstein für die frische hoffnungsvolle Koalition setzt.

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