Münster

Fahrradverleih 4.0: Leihleeze startet zum Katholikentag

Symbolbild: Die Leihleeze startet zum Katholikentag.

Es fing mit einem Hackathon an und startet jetzt zum Katholikentag: Die Fahrrad-Vermittlungsplattform Leihleeze will Menschen zusammenbringen, die eine Leeze übrig haben, und solche, die eine suchen. Und das ist erst der Start.

Helmut Kazmeier war immer so etwas wie das dritte Rad an der Leeze. War er mit seiner Lebensgefährtin in deren alter Heimat Münsterzu Besuch, hatte er immer ein Problem mit den Fahrrädern. Also, keines, wie man das von auswärtigen Autofahrern vermuten würde. Die Herzensdame konnte auf ihr altes Fahrrad im Keller zurückgreifen. Nur für den gebürtigen Münchner war es überraschend schwierig, an einen fahrbaren Untersatz zu kommen. Und das in der Fahrradhauptstadt Münster! “Ich habe mich gefragt: Wie komme ich an ein Fahrrad, ohne dass ich es erst am Hauptbahnhof beim Verleih abholen muss?”, erzählt Helmut, von Beruf Ingenieur und ergo auch mit dem Tüftler-Gen versehen.

Zumindest legt das seine Idee nahe. Die geht so: In Münster gibt es weit mehr Zweiräder als benötigt werden. Münster Marketing spricht sogar davon, dass es fast doppelt so viele Leezen wie Einwohner gibt. Die Besitzer nicht benötigter Fahrräder müsste man doch mit den Menschen zusammenbringen, die einen passenden Bedarf haben. Also mal kurz zu Gast sind in der Stadt oder ein Ersatzfahrrad brauchen, weil das Original einen Platten hat. Eine Art Airbnb für Zweiräder sozusagen.

Rollender Start für die Leihleeze

Damit im Gepäck lief Helmut beim Münsterhack Hackathon im letzten November auf und sorgte für Begeisterung. Der Name Leihleeze war schnell gefunden, auch ein Konzept und ein erster Prototyp. “Nach dem Hackathon war das zunächst nicht so klar mit Fortsetzung”, sagt Helmut. “In der Folgezeit kam immer häufiger die Frage: Wann geht das live?”

Da war zunächst einmal scharf Nachdenken angesagt, denn alle aus dem Leihleezen-Team sind berufstätig und wollen für das Projekt nicht alles an den Nagel hängen. Und wie bekommt man ein Go-Live ressourcentechnisch überhaupt hin? “Am Ende haben wir gesagt: Es gibt keinen Grund das nicht zu machen”, erinnert sich Helmut. Die Leihleeze soll rollen – und zwar schon zum Katholikentag: “Uns war klar: Den dürfen wir nicht verpassen. Das ist eine gute Gelegenheit.”

Die Website – mobil und stationär – ist bereits live. Anbieter können ihre Fahrräder registrieren, Interessenten können sie mieten. Derzeit handelt es sich noch um eine spezielle Version für das Event. Die Übergabe der Fahrräder muss noch persönlich erfolgen, Gebühren fallen nicht an. Proof of Concept nennen das die Profis. “Wir wollen sehen, wie das Angebot am Markt ankommt”, sagt Verena Gölkel von der Leihleeze. Im weiteren Jahresverlauf soll das Angebot dann weiter ausgebaut werden.

Smartphone-App geplant

Wie das genau aussieht? Da gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Im Vergleich zum jetzigen Modell wird die wohl wesentliche Änderung sein, dass keine persönlichen Übergaben mehr notwendig sein werden. Die Buchungen erfolgen vollautomatisiert über das Web oder eine App: Wenn ein Nutzer das Fahrrad abholen will, braucht er nur sein Smartphone an das Schloss halten. Über die geplante Leihleeze-App wird das Schloss dann mittels Near Field Communication (NFC) geöffnet. Das wiederum ist nur möglich, wenn eine Buchung erfolgt ist. Auch die Einrichtung von Verleihpunkten mit speziellen Funksendern ist angedacht.

Der Verleiher muss für Die Teilnahme lediglich ein spezielles Schloss anschaffen, das rund 70 bis 80 Euro kostet. Das aber soll sich über eine Leihgebühr refinanzieren. Es soll dann Kategorien geben für Fahrräder, E-Bikes, Lastenräder oder Anhänger. Das Gefährt und der Verleiher können dann ebenfalls bewertet werden. “Wir sind vollkommen offen, was am Ende dabei herauskommt”, sagt Helmut. Nur eins sei klar: “Autos werden wir nicht aufnehmen!”


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