Stadtgeschichte(n)

20 Jahre Cineplex in Münster: Eine Hassliebeserklärung

Das Cineplex im Jahr 2005.

Das Cineplex im Jahr 2005 – damals noch mit den Nachtstudios im Kellergeschoss. (Foto: Rüdiger Wölk/CC BY-SA 2.5/Bildausschnitt geändert)

20 Jahre sind eine lange Zeit. Die Welt war irgendwie noch eine andere, gefühlt zumindest. Und wie schnell Veränderungen eintreten können, zeigte das Jahr 2000. Mit dem Cineplex öffnete eines dieser neuen Großraumkinos in der Stadt – und beerdigte damit Fürstenhof, Apollo und Co. Traurig, aber wohl unvermeidbar, erinnert sich unser Autor.

Kennt ihr das auch, wenn auf einmal in der Glotze ein vielleicht etwas älterer Film läuft, den ihr das erste Mal im Kino gesehen habt? Mit wem war man damals im Lichtspieltheater? Zu welcher Zeit, welche Umstände? Hier in Münster stellt sich gar die Frage, in welchem Kino man denn genau war – zumindest gilt das für die Zeit vor dem 15. November 2000. Damals machte das Cineplex auf und knipste bei den anderen Kinos der Stadt die Lichter aus.

Dabei sind viele (meistens) schöne Erinnerungen mit den einst quer über die Stadt verteilten Kinos in Münster verbunden. Mein erster Kinobesuch war Mitte der 80er Jahre, es war im Schlosstheater, glaube ich, wir schauten “Bernhard und Bianca – Die Mäusepolizei”. Was mir besonders hängen geblieben ist: Während der Vorstellung blickte ich zur Seite und war doch ziemlich irritiert, dass mein Vater eingenickt war. Banause!

Eine Zeit vorm Cineplex

Anfang der 90er Jahre entflammte meine Leidenschaft für das Kino wie ein glimmendes Feuer, in das wer Benzin kippt. Für sechs Mark (das war die Währung vor dem Euro)  gab es nachmittags Schülervorstellungen. Mit meiner Schwester Lydia ging es im Stadt New York in “Teenage Mutant Ninja Turtles”. Das Problem: Lydia war erst fünf, der Film aber frei ab sechs. Ich habe mir extrem in die Hose gemacht, dass das auffliegen könnte und die (seinerzeit) Kleine intensiv gebrieft und abgefragt für den Fall, dass wer Fragen stellte:

“Wie alt bist Du?”

“Sechs.”

“Wie alt bist Du?”

“Sechs.”

“Wie alt bist Du?”

“Fünf.”

Um es vorwegzunehmen: Wir sind reingekommen und niemand interessierte sich für Lydias Alter. Bei “Kevin – Allein zu Haus” hatte sie dann immerhin die magische Schwelle überschritten.

Ein Monat Cineplex: Der Artikel für die nicht mehr existente ostviertel-Stadtteilzeitung "rundum" ist einer der frühesten journalistischen Gehversuche des Autors.
Ein Monat Cineplex: Der Artikel für die nicht mehr existente Ostviertel-Stadtteilzeitung “rundum” ist einer der frühesten journalistischen Gehversuche des Autors.

Ich war natürlich auch mit meinen Mitschülern und Mitschülerinnen im Kino. Meine erste Annäherung an das weibliche Geschlecht passierte 1992 im Roland am Hauptbahnhof. Da lief “Bodyguard” mit Kevin Costner und der leider verstorbenen Whitney Houston und einem super Soundtrack. Die ebenfalls im Kino anwesende Inga lenkte mich etwas von der Handlung des Films ab: Ich durfte meinen Arm um sie legen!

Ein echtes Highlight war eine Nachmittagsvorstellung im Cinema: “From Dusk till Dawn” mit George Clooney, der – nur so für die jüngeren im Publikum – nicht immer schon komplett grau war. Der eigentliche Clou bei der Geschichte war aber, dass der Film eigentlich erst frei war ab 18. Und Marius, Lars und ich sind mit 16 reingekommen!!! Hallo? Mit 16!!! Das war fast noch geiler als der Film. Wird sich auch der Typ gedacht haben, der neben uns als einziger Gast alleine hinten im Saal saß.

Knutschen mit Kristina

Das Brooklyn im Stadt New York hingegen war bis auf den letzten Platz gefüllt, als die Kristina und ich uns zusammen mit nem Träger Dab-Pils knutschend “Starship Troopers” reingezogen haben. Na ja, waren zwei lustige Monate. Wir hatten uns übrigens im Jovel kennengelernt.

Hach, waren das Zeiten. Mit dem Cineplex landete dann im Jahr 2000 ein 2700 Gäste fassendes Raumschiff am Albersloher Weg und fortan war alles anders. Die Münsterschen Filmtheaterbetriebe standen vor der Wahl, das Großraumkino selbst zu betreiben oder einen möglicherweise ruinösen Wettbewerb zu wagen. Seither sind Roland, Stadt New York, Metropolis, Fürstenhof und Apollo Geschichte. Immerhin das Cinema und das Schlosstheater gibt es noch.

Und, ja, man arrangiert sich doch irgendwie mit allem, auch wenn sich zunächst einiges widerstrebt. Das von der Corona-Krise arg gebeutelte Cineplex hat auch seine Vorteile. Und die Diskotheken direkt um die Ecke, die es mal gab. Große Säle, super Sound. Und neuerdings haben die diese spacigen Sitze mit Vibration und so. Schon nett. Oder nice, wie man heute sagt. Aber früher war doch irgendwie schöner.

Anm.: Mit dem Woody habe ich mich vertan, das ist im Schlosstheater. Muss das Brooklyn gewesen sein. Sorry! Ist ja auch schon ne Weile her…


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