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Wohnungsbau: Stadt verfehlt eigene Ziele auch in 2017

Wohnungsbau an der Sonnenstraße.

Immer mehr Menschen kommen nach Münster – und dieses anhaltende Wachstum zwingt die Politik zum Handeln: 2000 neue Wohneinheiten sollen jährlich auf den Markt kommen. 2017 wird diese Zielvorgabe abermals verfehlt – auch weil das Personal in den zuständigen Ämtern fehlt.

Münster wächst derzeit offenbar schneller als neue Häuser und Wohnungen gebaut werden können. Bis 2025 rechnet die Verwaltung in einem Basisszenario mit 321.000 Einwohnern in der Stadt, die traditionell Probleme mit günstigem Wohnraum hat. Und die Situation droht sich abermals zu verschärfen: „Eine in den letzten Jahren zunehmende Wohnungsknappheit und eine hohe Nachfrage insbesondere im innerstädtischen Bereich führen in vielen Quartieren zu (z. T. deutlich) steigenden Mieten und Bodenpreisen“, schreibt das Stadtplanungsamt in der öffentlichen Beschlussvorlage für den Bericht zur “Wohnbaulandentwicklung 2016 und Fortschreibung des Baulandprogramms 2017 – 2025“.

Die Stadt will, ganz klar, das Angebot erweitern, damit die Preise sinken. Das aber ist offenkundig einfacher gesagt als getan. Die Schwarz-Grüne Rathauskoalition hat in ihrem „Bündnisvertrag“ noch einmal das 2015 erhöhte Ziel bekräftigt, dass jährlich 2.000 neue Wohneinheiten auf den Markt kommen sollen. Hierbei soll die Stadt über die Ausweisung von Baugebieten die Rahmenbedingungen für 1.250 neue Häuser und Wohnungen schaffen, der Rest soll durch sogenannte „spontane Bautätigkeit“ entstehen. Hierbei handelt es sich, vereinfacht gesagt, um privat initiierte Projekte.

Auch 2017 nicht zu schaffen
Einzig: Wünsche und Wirklichkeit klaffen auseinander: Für das Jahr 2016 meldete die Verwaltung knapp 1.700 Wohnbaufertigstellungen, was immerhin eine deutliche Steigerung gegenüber den beiden Vorjahren ist. Allerdings wird die Zielgröße von 2.000 Wohneinheiten in 2017 abermals nicht erreicht, räumt die Verwaltung in dem Papier ein. „Aufgrund er langen Vorlaufzeiten bei der Baulandaktivierung ist dieser Wert für das Jahr 2017 noch nicht erreichbar und kann somit voraussichtlich erst ab dem nächsten Jahr erreicht werden“, schreiben die Planer.

Unter Baulandaktivierung ist beispielsweise die Erschließung von Grundstücken, die Bebauungsplanung und die Bodenordnung zu verstehen. Diesem Prozess geht die Flächensicherung voraus, in der ausgesuchte Flächen u. a. auf grundsätzliche strukturelle Eignung geprüft werden. Das Verfahren ist mitunter komplex und unterliegt einer Vielzahl von Einflussfaktoren, die die Verwaltung nicht immer bzw. nur beschränkt beeinflussen kann.

Interessant ist in diesem Zusammenhang folgender Passus in dem Beschlussvorschlag: Im Jahr 2016 hat die Stadt ein ämterübergreifendes Monitoring/Controlling der Baulandprogramm-Baugebiete eingeführt: „In diesem Zuge wurden erstmals genauere Zeitketten für die notwendigen Aktivierungsschritte (…) für jedes einzelne Baugebiet erstellt. Aufgrund der nun detaillierten Erkenntnisse musste jedoch eine Vielzahl von Baugebieten zeitlich um ein Jahr nach hinten verschoben werden.“

Zu wenig Personal
Konkret nennt der Bericht fünf Areale, auf die dies zutrifft. Sich selbst rechnet die Stadt die Verzögerung bei der Projektentwicklung in Sprakel östlich der Bahn zu. Hier hakt es laut Vorlage aufgrund der fehlenden personellen Ressourcen im Tiefbauamt. Die Autoren des von Stadtbaurat Robin Denstorff gezeichneten Papiers verweisen in einem separaten Punkt auf die problematische Personalsituation im Amt und fordern die Einrichtung weiterer Stellen.

Das ausgeweitete Baulandprogramm und die Einführung der Sozialgerechten Bodennutzung Münster führten dazu, dass „ein erheblicher Arbeitszuwachs in den an der Umsetzung beteiligten Ämtern festgestellt werden muss“. Während die Personalausstattung des Stadtplanungsamts bereits verbessert worden sei, bestehe bei anderen beteiligten Ressorts wie dem Tiefbauamt Bedarf: „Deren Personalressourcen reichen nicht dazu aus, (…) um das in dieser Vorlage aufgezeigte ambitionierte Baulandprogramm umsetzen zu können.“ Das nämlich umfasst bis 2025 19.000 Wohneinheiten – viel Arbeit für die Stadtverwaltung.

Der Stadtrat wird am 17. Mai über die Vorlage entscheiden.