Münster

Strom: Mehr als die Hälfte der Stadtwerke-Kunden könnte Geld sparen

Die Zahl der Stromsperren ist in 2017 weiter gesunken. (Symbolbild)

Die Strompreise sind für die meisten Verbraucher ein Ärgernis. Doch viele von ihnen nutzen selbst einfachste Sparmöglichkeiten nicht: Über die Hälfte der Kunden der Stadtwerke ist nach wie vor im deutlich teureren Grundversorgungstarif und verschenkt so Monat für Monat bares Geld. 

Das gilt für 53,3 Prozent der Kunden der Stadtwerke Münster, erklärte das Unternehmen auf Nachfrage. In diesem Tarif werden Verbraucher, die beispielsweise nach einem Umzug nichts weiter unternehmen, automatisch eingestuft. Die Stadtwerke sind als der größte Versorger in Münster nämlich zugleich der Grundversorger. Wer also in eine neue Wohnung einzieht oder wenn der eigentliche Anbieter in die Insolvenz gegangen ist, wird nicht automatisch der Strom abgestellt. Hier springt der Grundversorger auf gesetzliche Vorgabe hin ein.

Zugleich ist der Grundversorgungstarif mit einer kürzeren Kündigungsfrist versehen, dafür aber signifikant teurer. “Das sind häufig Kunden, die frisch eingezogen sind oder sich mit dem Thema nicht befassen wollen”, sagt Florian Adler aus der Stadtwerke-Pressestelle. Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale NRW führt beispielsweise auch die Angst der Kunden an, auf einmal im Dunkeln zu stehen. Die spektakulären Pleiten der alternativen Anbieters Teldafax und Flexstrom hallt hier ohne Zweifel nach. “Das ist eine unbegründete Wechselangst und wirklich schade, denn man kann mit wenig Aufwand bei alternativen Anbietern Geld sparen”, betont Wallraf. Die Expertin empfiehlt einen grundsätzlichen Preisvergleich der verschiedenen Anbieter (Informationen der Verbaucherzentrale gibt es hier).

Andere Tarife beim Grundversorger prüfen
Andersherum muss aber gar nicht unbedingt der Anbieter gewechselt werden. Ein Blick allein auf die Stadtwerke-Tarife offenbart, dass schon mit einem einzigen Anruf Geld gespart werden kann. In der Modellrechnung, die uns von dem Unternehmen zur Verfügung gestellt wurde, spart eine vierköpfige Familie mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden gegenüber dem Grundversorgungstarif 7,2 Prozent bzw. knapp 71 Euro (Laufzeit: zwei Jahre, Lastschrift-Einzug, Online-Konto, konventioneller Strom). Der Singlehaushalt mit 1.000 Kilowattstunden kommt auf eine Ersparnis von 6,2 Prozent bzw. 21,48 Euro.

“Viele Vebraucher sagen uns, dass sie mit den Grundversorgungsverträgen zufrieden sind und von daher gar keine Wechselmotivation haben”, sagt Wallraf. Die Stadtwerke hingegen würden die Kunden lieber zum Umstieg in Laufzeitverträge bewegen, erklärt Adler – der Planungssicherheit wegen. “Die Versorger verdienen auch ganz gut damit”, findet hingegen Wallraf. Der Münsteraner Wert von 53,3 Prozent liege deutlich über dem Branchenschnitt von rund 30 Prozent. Eine Erklärung hierfür haben weder die Verbraucherzentrale noch die Stadtwerke.

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