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Neues Betätigungsfeld: Parkhaus-Betreiber WBI soll bei Konversionsprojekten anpacken

Der Hauptsitz der WBI an der Engelstraße.

Eigentlich ist der Geschäftszweck der Westfälischen Bauindustrie (WBI) der Bau und der Betrieb der städtischen Parkhäuser – doch Neubauten stehen in absehbarer Zeit nicht an. Deswegen sucht die Politik nach neuen Betätigungsfeldern für die durchaus profitable Tochtergesellschaft. Jetzt scheint sie fündig geworden zu sein.

Den meisten Münsteranern dürfte die Westfälische Bauindustrie unter ihrem Kürzel WBI bekannt sein. Wer in einem der städtischen Parkhäuser parkt, dem ist vielleicht schon einmal das Logo auf dem Parkticket aufgefallen. Die städtische Tochtergesellschaft besitzt und betreibt die Parkhäuser, die sie zuvor im Regelfall auch geplant hat. Ein erträgliches Geschäft, allein 2016 wies die WBI einen Jahresüberschuss von 3,06 Mio. Euro aus.

Die Politik wiederum hat noch Pläne mit der WBI. Jetzt, wo keine neuen Parkhausprojekte anstehen, werden neue Betätigungsfelder gesucht. Künftig soll das Unternehmen seine vorhandene Expertise bei der Umsetzung von Bauprojekten an anderer Stelle einfließen lassen: “Das Aufgabenspektrum (…) wird erweitert und auf die Betreuung komplexer Projekte in der Stadtentwicklung ausgedehnt”, heißt es in einer Beschlussvorlage, die dem Rat am 20. September zur Abstimmung vorgelegt werden wird. Konkret könne sich die WBI langfristig in Richtung einer städtischen Infrastrukturgesellschaft entwickeln. Dazu gehören offenbar auch Aufgaben wie die Aufstellung und Bewirtschaftung der so genannten Anti-Terror-Poller, über die der Rat ebenfalls entscheiden wird (wir berichteten).

Mitwirkung bei Konversionsprojekten geplant
“Aufgrund des Tätigkeitsfeldes in der Vergangenheit und des vorhandenen Erfahrungsschatzes ist die vorgeschlagene Neuausrichtung der Westfälischen Bauindustrie ein folgerichtiger Schritt, um die auf die Stadt Münster zukommenden komplexen Anforderungen zu bewältigen”, erklärt Walter von Göwels (CDU), Aufsichtsratsvorsitzender der WBI. Er sehe in der Vorlage “keine Entscheidung gegen den von der SPD beantragten Weg”, die WBI im Stadtwerke-Konzern – der 99 Prozent der Anteile hält – aufgehen zu lassen. Die Sozialdemokraten hatten Ende 2016 einen entsprechenden Vorschlag gemacht, der die Überführung der Aktivitäten außerhalb des Parkhaus-Geschäfts in die Wohn+Stadtbau vorsah.

Einen konkreten Ansatz für die nun angestrebte Neuausrichtung gibt es bereits: So wird eine intensive Kooperation mit der städtischen Projektgesellschaft KonvOY GmbH angestrebt. Diese soll die Konversionsareale der ehemaligen Oxford- und York-Kaserne entwickeln. Dabei könne, so die Autoren des von Kämmerer Alfons Reinkemeier (CDU) gegengezeichneten Papiers, das im Unternehmen vorhandene Wissen eingebracht werden – beispielsweise beim Aufbau sozialer Infrastruktur, also Schulen oder Kindergärten.

Entscheidung über Kötterheinrich-Nachfolge vertagt
Die städtische Immobiliengesellschaft Wohn+Stadtbau hingegen soll sich um ihr Kerngeschäft kümmern: “Durch die Übertragung dieser Aufgabe auf die WBI kann sich die Wohn- und Stadtbau vollkommen auf eine andere sehr wichtige Zukunftsaufgabe konzentrieren, der Bereitstellung von Wohnraum”, sagt von Göwels.

Ein weiterer Punkt der Vorlage beschäftigt sich mit der Geschäftsführung der WBI. Die Nachfolge des langjährigen Unternehmenslenkers  Klaus Kötterheinrich, der zum Jahresende ausscheidet, soll in einer gesonderten Vorlage geregelt werden. Von Göwels wollte sich zu diesem Thema nicht äußern. Zwischenzeitlich war der ehemalige Stadtdirektor Hartwig Schultheiß als Kandidat gehandelt worden – doch der winkte ab.