Stadtgeschichte(n)

Münsters wohl letzte Videothek hat’s erwischt

Die Videothek am Servatiiplatz ist zu..

Mit Videotheken ist es wie mit Sexshops und Zeitungen: Dieses Internet macht ihnen langsam, aber sicher den Garaus. Jetzt hat es eine der letzten Video-Verleihstellen Münsters erwischt. Für das Ladenlokal am Servatiiplatz gibt es andere Pläne.

Meine erste Erinnerung an eine Videothek ist untrennbar mit diesem einen Ort an der Ecke Servatiiplatz/Wolbecker Straße verbunden. Damals kämpften noch Video 2000 und VHS um die Vorherrschaft in den Wohnzimmern zwischen Los Angeles und West-Berlin, Videokameras hatten die Größe einer Mikrowelle. Die kleinen von ihnen zumindest. Mitte der 80er Jahre, ich kann mich noch lebhaft daran erinnern, ließ meine Mutter meine Geschwister und mich kurz im Auto warten, um in besagte Videothek zu huschen.

Unter 18 Jahren hatte man da keinen Zutritt, wir mussten also warten, bis Muttern mit “Bernhard & Bianca” in der Hand zurückkam. Über 30 Jahre ist das jetzt her, damals hatte dieses Ladenlokal neben der Pommesbude – die es dort mit wechselnden Betreibern ebenfalls schon über 30 Jahre gibt – noch einen anderen Namen und Pächter. Aber die Zeiten ändern sich, der Sexshop um die Ecke hat schließlich auch das Zeitliche gesegnet.  

Ich hätte euch gerne mehr über den Laden oder seinen Besitzer erzählt, aber er weigerte sich, mir ein Interview zu geben. Das ist sein gutes Recht (@Provinzial: im Gegensatz zu manchen öffentlichen Unternehmen!). Nur, so viel war ihm zu entlocken, auch diese Videothek ist letztlich den Weg allen Irdischen gegangen: Der Druck durch Online-Streamingdienste wie Netflix und Amazon Prime ist einfach zu groß, besonders in einer Stadt wie Münster mit ihren webaffinen Studenten.

Videotheken sind von gestern
Aber das Schicksal der Videothek am Servatiiplatz ist kein Einzelfall. Schon seit Jahren steht die gesamte Branche steht unter argem Druck. Deren Umsatz ist laut IDV (Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland) zwischen 2014 und 2016 von 189 auf 121 Mio. Euro zurückgegangen. Ende letzten Jahres gab es noch 914 herkömmliche Videotheken, ein Jahr zuvor waren es noch 1.186.

Da passt es nur zu gut, dass der Abgang des Ladens am Servatiiplatz trotz großzügiger Rabatte offenkundig nicht die Massen anlockt. Viele der Regale sind trotz des einmonatigen Räumungsverlaufs (“wegen Geschäftsaufgabe”) am Mittwoch noch zur Hälfte gefüllt. Immerhin, einen Nachmieter soll es dem Vernehmen nach schon geben, einen Second-Hand-Möbelladen.