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OB Lewe macht Werbung für die Apotheker-Lobby

Oberbürgermeister Markus Lewe (Foto: Presseamt Münster/Britta Roski)

Macht nicht nur für Münster Werbung: Oberbürgermeister Markus Lewe (Foto: Presseamt Münster/Britta Roski)

Markus Lewe ist derzeit in einer ungewohnten Rolle zu sehen: Münsters Oberbürgermeister macht bei einer Werbekampagne des Apotheker-Lobbyverbands mit und tritt hierfür auf Werbeplakaten sowie in einem Video auf. Das sorgt für Kritik.

Als Münsters SPD-Chef Robert von Olberg Anfang Februar in Berlin weilt, hat er eine unerwartete Begegnung. Am Hauptbahnhof steht ihm plötzlich Oberbürgermeister Markus Lewe gegenüber. Nicht in Fleisch und Blut, sondern auf einem Werbeplakat. “In einer wachsenden Stadt brauchen wir mehr Apotheken, nicht weniger”, wird Münsters weltliches Stadtoberhaupt öffentlichkeitswirksam zitiert.

Hinter der Kampagne, für die Lewe als Testimonial fungiert, steht die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. Sie betrachtet als ihre wichtigste Aufgabe “die Wahrung der gemeinsamen Interessen des apothekerlichen Heilberufes”. In ihr haben sich die 17 Apothekerkammern und die 17 Apothekerverbände der Länder zusammengeschlossen. Für die Kampagne “#unverzichtbar Sichere Perspektiven für junge Apotheker” hat die Lobbyorganisation mehr als drei Dutzend kommunale Amtsträger gewonnen, die sich in ihrem Sinne äußern.


Nur: Inwiefern verträgt sich das Mitwirken an der Kampagne einer Lobby-Organisation mit dem öffentlichen Amt? Die ABDA verfolgt schließlich keine karitativen Ziele. “Apotheker haben auch Interessen”, gibt Sebastian Meyer von LobbyControl zu bedenken. Und diese Interessen müssen nicht zwangsläufig mit denen der Allgemeinheit übereinstimmen. Dennoch: “Das muss jeder Bürgermeister für sich entscheiden.” Grundsätzlich, sagt Meyer, sollten auch kommunale Amtsträger das Recht haben, sich zu äußern und Dinge zu unterstützen.

Doch es gibt auch Stimmen, die den Werbeauftritt des Oberbürgermeisters hinterfragen: “Das kann man kritisch sehen”, meint etwa von Olberg. “Ich würde es als OB eher nicht tun.” Gleichwohl halte er die wohnortnahe Versorgung mit Medikamenten für ein unterstützenswertes Ziel – ob das in Münster ein drängendes Thema ist, sei an dieser Stelle einmal auen vor gelassen.

Auch Lewes grüner Koalitionspartner zeigt sich auf Anfrage zurückhaltend zum Engagement des OB: “Politische Repräsentanten haben meiner Meinung nach durch ihr Amt und ihre Stimme besondere Verantwortung für Minderheiten und benachteiligte Milieus”, erklärt Vorstandssprecher Stephan Orth. “Wenn ich mir die soziale und politische Realität innerhalb Münsters und der Republik anschaue, so gehören Apotheker*innen (sic) sicherlich nicht zu den benachteiligten gesellschaftlichen Milieus und/oder Berufsständen.”

Kein Geld für Lewe

Die Apotheker jedenfalls haben offenkundig einen guten Draht zum Oberbürgermeister. Verbandsmitglieder seien wegen eines Engagements auf ihn zugegangen, erklärt Lewes Büro. Die ABDA betont derweil, dass die Teilnehmer der Kampagne sich “unabhängig von Berufsverbänden und deren Positionen und ohne jede Aufwandsentschädigung” zur Verfügung stellen würden. Denn, so der Verband weiter: Die flächendeckende wohnortnahe Versorgung mit Arzneimitteln in Deutschland werde zunehmend schwerer, da der pharmazeutische Nachwuchs fehle.

Das sei dann letztlich auf die Motivation für den Oberbürgermeister gewesen, sich als Werbeträger zur Verfügung zu stellen und “sich für die Stärkung der Vor-Ort-Apotheken auszusprechen, damit die Rahmenbedingungen wieder so attraktiv werden, dass junge Apotheker sich wieder mehr dazu entschließen, eine Apotheke zu übernehmen oder zu gründen”, erklärt sein Büro weiter. Aber wo zieht der Oberbürgermeister die Grenze, für wen er sich engagiert oder nicht? Hierzu kommt vom OB keine Antwort.


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