Münster

Fahrradstraße: Ärger in Lütkenbeck

Die Fahrradstraße in Lütkenbeck ist ein beliebter Schleichweg von Autofahrern.

Unruhe in Lütkenbeck: Die Stadtverwaltung will den Autoverkehr auf der Fahrradstraße zwischen Kanal und Heumannsweg verringern. Doch die Anwohner fürchten um die Anbindung des Viertels an die Innenstadt.

“Es herrscht Angst in der Siedlung”, berichtet SPD-Ratsherr Matthias Kersting. In den letzten Wochen hat der Abgeordnete, zu dessen Wahlkreis das Viertel gehört, zahlreiche Zuschriften von besorgten Anwohnern bekommen. Zu einer Diskussionsveranstaltung zum Thema kamen 60 Menschen, andere haben bereits 200 Unterschriften gesammelt.

Sie alle eint eine Befürchtung: Die Stadtverwaltung könnte die Verbindung, die seit 2017 als Fahrradstraße die Innenstadt und Gremmendorf verbindet, für den Autoverkehr sperren. Dann wäre Lütkenbeck nur noch über die Boelckeweg am Gasometer mit dem Auto zu erreichen.

Das Dementi aus der Stadtverwaltung folgte prompt: “Es kursieren sehr viele Gerüchte, aber konkrete Planungen gibt es nicht”, erklärt Philipp Oeinck, beim Tiefbauamt zuständig für Radverkehr. Er hat nach eigenen Angaben in den letzten Wochen rund 50 Telefonate geführt mit besorgten Anwohnern, die um die Anbindung der Siedlung an die Innenstadt fürchten.

Schleichweg Fahrradstraße

Oeinck machte zugleich deutlich, dass die Verwaltung auf der Fahrradstraße “dringenden” Handlungsbedarf sieht: “Wir haben hohe KfZ-Durchgangsverkehre, eine hohe Beschwerdelage bei der Polizei und insgesamt ein Verkehrssicherheitsproblem.” Derzeit gebe es regelmäßig gefährliche Überholmanöver und kritische Begegnungsverkehre zwischen Rad- und Autofahrenden.

Bei einer kürzlich durchgeführten Verkehrskontrolle gingen der Polizei binnen einer Stunde drei Raser ins Netz – einer davon mit 63 Stundenkilometern in der Tempo-30-Zone, in der Fahrradfahrer Vorrang haben.

Die "Benimmregeln" für die Fahrradsraße zwischen Kanal und Heumannsweg werden offenbar nicht von allen Verkehrsteilnehmenden beachtet.
Die “Benimmregeln” für die Fahrradsraße zwischen Kanal und Heumannsweg werden offenbar nicht von allen Verkehrsteilnehmenden beachtet.

Die Achse zwischen Schillerstraße und Heumannsweg ist nicht nur ein wichtiger Zubringer für die Siedlung, sondern auch ein beliebter Schleichweg. Wer sich Berufsverkehr und Ampeln auf dem stark frequentierten Albersloher Weg sparen will, wählt offenkundig nicht selten diese alternative Route.

Eine Möglichkeit zur Reduktion des Verkehrs sieht Ratsherr Kersting in der Ausweisung als Anliegerstraße. Die Zugänglichkeit von Lütkenbeck über das Auto aber müsse auf jeden Fall erhalten bleiben.

Lösung mit absenkbaren Pollern?

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hingegen befürwortet eine vollständige Sperrung der Verbindungsstraße für den Durchgangsverkehr. “Mit versenkbaren Pollern kann der Verkehr auf Anwohner und sonstige Anlieger beschränkt werden”, sagt Andreas K. Bittner, Vorsitzender des ADFC im Münsterland. “Fahrradstraßen sind für Fahrräder, Kfz sollten hier die Ausnahme sein.”

Die Stadt hingegen wollte sich nicht zu konkreten Maßnahmen äußern. Oeinck verwies auf eine Informationsveranstaltung am Montag im Institut der Feuerwehr (17 Uhr, Wolbecker Straße 237). Einziger Fingerzeig: In der Einladung ist auch von “baulichen Maßnahmen” die Rede.


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