Klartext

Von Ausgliederung bis Aufstieg: Das ist der Preußen-Münster-Masterplan

Diskutierten am Dienstagabend im Uferlos mit 166 Anhängern des SC Preußen Münster: Sportrechtsanwalt Prof. Christoph Schickhardt, Vorstandsmitglied Walther Seinsch, Aufsichtsratsvorsitzender Frank Westermann und Präses Christoph Strässer (v. l. n. r.).

Am Dienstagabend ging es bei der Infoveranstaltung des SC Preußen Münster nur vordergründig um die Frage, in welche Unternehmensrechtsform der Profibereich nun ausgegliedert werden soll. Nein, der Vorstand hat größere Pläne, die sich um neue Geldgeber, ein neues Stadion und eine neue Liga drehen. Und dafür brauchen die Adlerträger, genau, Geld.

Christoph Strässer hatte am Dienstagabend im Uferlos Überzeugungsarbeit zu leisten. Viele interessierte, ja, auch kritische Fragen. Leidenschaftlich warb der SCP-Präses für die Pläne der Vereinsführung, die Preußen Münster einen tiefgreifenden Umbruch verordnen will. „Ich will raus aus diesem Loch!“ entfuhr es ihm zu fortgeschrittener Stunde und man wusste nicht so recht, ob er das Stadion, die sportliche Situation oder beides meinte.

Fest steht: Beide Probleme sollen angegangen werden, doch dafür muss die ein oder andere Hausarbeit erledigt werden. Punkt eins auf der To-Do-Liste ist die Ausgliederung des Profibereichs, die bei der Mitgliederversammlung auf der Agenda stand – eine Informations- und keine Entscheidungsveranstaltung, wie Strässer betonte und klar machte: „Der Weg zur Modernisierung und Professionalisierung ist am besten über eine Ausgliederung zu bewerkstelligen.“ Auch wenn dies, wie er selbst einräumte, nicht die einzige Möglichkeit ist.

KGaA ist der Favorit

Künftig sollen die Profis dann nicht mehr in dem eingetragenen Verein geführt werden, sondern in einer Kapitalgesellschaft. Wie es bei den meisten professionellen Sportklubs, nicht nur im Fußball, in der Tat üblich ist. Sportrechtsanwalt Professor Christoph Schickhardt, mit Vorstandsmitglied Walther Seinsch schon aus Augsburger Zeiten bekannt, betonte Vorteile wie Transparenz, die Klärung haftungsrechtlicher Fragen und die mögliche Öffnung für Investoren bzw. Partner als ausschlaggebende Argumente für diesen Schritt.

Zugleich ließ er eine klare Präferenz für das Konstrukt einer Kommanditgesellschaft auf Aktien erkennen: „Das ist mein Favorit.“ Nicht nur seiner, sondern offenkundig auch der von Seinsch, Strässer und dem ebenfalls anwesenden Aufsichtsratschef Frank Westermann. Das Quartett betonte zugleich, dass es sich nur um einen Vorschlag handele, der – wenn überhaupt – auf einer Mitgliederversammlung mit einer mindestens 75prozentigen Mehrheit abgenickt werden müsse.

Das Konstrukt der GmbH & Co. KGaA ist, das wurde auch aus den diversen Nachfragen aus dem Plenum deutlich, nicht ganz einfach zu verstehen. Es gibt hier zwei wesentliche Akteure: Einerseits den Komplementär, der als GmbH mit maximal 25.000 Euro haften würde. Er hat die Geschäftsführung inne und müsste, so die DFL-Statuten, zu 100 Prozent im Besitz des eingetragenen Vereins sein.

Geldgeber für Anschubfinanzierung gesucht

Der andere Akteur ist der Kommanditist. Er kann Anteile am Kapital erwerben, erhält dafür aber kein Stimmrecht. Dieses Konstrukt will sich der Verein zu Nutze machen und Kapitalanteile an Persönlichkeiten aus der Stadtgesellschaft, die Preußen Münster idealistisch verbunden sind, veräußern. Stimmanteile sollen nicht veräußert werden – es ist also möglich, dass die Preußen einen Großteil der Kapitalanteile verkaufen, aber weiterhin über 100 Prozent der Stimmrechte verfügen. „Investoren suchen wir nicht, das ist hier das falsche Wort“, betonte Schickhardt. „Mit Fußball haben bis auf die Spieler und deren Berater noch nie jemand Geld verdient.“ Deswegen habe man Kaufleute, Menschen „mit Verstand“ im Fokus, die nicht an Rendite interessiert sind.

Laut Seinsch erhofft sich die Vereinsspitze durch diese Maßnahme Erlöse in Höhe von fünf Mio. Euro. Einige potentielle Gönner hätten bereits ihr Interesse signalisiert – allerdings nur, wenn die Ausgliederung kommt. Namen wurden explizit nicht genannt.

Auch mit dem Geld, bleiben wir mal bei den fünf Millionen, hat man schon konkrete Pläne. Es soll als „Anschubfinanzierung“ genutzt werden, um den Aufstieg in die zweite Liga anzugehen. Einmal dort angekommen, werde sich der Spielbetrieb dann auch aufgrund der höheren Fernsehgelder von selbst tragen. „Da kann man ganz anders wirtschaften und weitere Pläne schmieden“, erklärte Seinsch, der bereits die erste Liga als Langfristziel sieht. Auch für den Erhalt der Klasse in Liga drei macht er einen erhöhten Finanzbedarf aus – sonst werde selbst das schwierig.

Und dann wäre da noch die Stadion-Baustelle

Das ist bekanntermaßen nicht die einzige Baustelle, um die sich die Preußen derzeit kümmern müssen. Die neue Spielstätte ist ebenso wichtig wie die Frage der Unternehmensrechtsform, sagte Seinsch: „Das muss man als Paket sehen. Ein neues Stadion muss sein, sonst macht das Andere keinen Sinn.“ Das würde allerdings nicht an der Hammer Straße funktionieren, denn hier sind der städtischen Potentialanalyse zufolge – wie Strässer verriet – maximal 20.000 Zuschauer zulässig: „Es wird uns an diesem Standort nicht gelingen, den Verein so aufzustellen, dass es aufwärts geht. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Ausgliederung und Neubau.“

Auf Nachfrage erklärten die Verantwortlichen, dass man sich eines gewissen unternehmerischen Risikos durchaus bewusst sei. Klappt der Aufstieg nicht, hat man diesen einen Versuch eben versemmelt. Dann bliebe noch eine Kapitalerhöhung als Option, um weitere Gelder zu akquirieren – was dann aber nicht unbedingt einfacher werden würde. „Verloren hätten wir dadurch nichts“, hieß es von den Akteuren auf Bühne im Uferlos. Selbst im Fall einer Insolvenz der KGaA würde die Lizenz wieder auf den SC Preußen Münster e. V. übergehen.

Die Vereinsführung ist gewillt – daran ließ der engagierte Auftritt von Strässer, Seinsch und Westermann keinen Zweifel – den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzuführen. Als nächstes stehen weitere Informationsveranstaltungen auf dem Programm, bevor die Ausgliederung zur Abstimmung gestellt wird. Was man ja eigentlich gar nicht müsste, warf der streitbare Seinsch ein. Strässer schlug hingegen mahnende Töne an: „Sich nicht auf den Weg zu machen, würde für den Verein auf Sicht eine ganz, ganz schwierige Situation herbeiführen.“