Archiv Münster

Petri Heil! Warum und wo sich Angeln im Kanal lohnt

Von Zander bis zum Barsch, vom Karpfen bis zum Rotauge: Der Dortmund-Ems-Kanal bietet zahlreichen Fischarten eine Heimstatt. Von denen machen sich einige auch auf dem heimischen Speiseteller gut. Manchmal aber muss der Natur unter die Arme gegriffen werden.

Till Seume trägt weder Gewehr noch Jägerhut, doch er ist trotzdem so etwas wie ein Förster. „Der Förster des Kanals“, lacht der junge Mann. Kaum jemand dürfte sich so gut wie er mit der Fauna auskennen, die in Münsters größtem Gewässer  schwimmt und gedeiht. Und da gibt es reichlich: „Der Fischbestand ist ziemlich gut“, sagt Seume, der als Funktionsbezeichnung „Fischwirt“ auf seiner Visitenkarte stehen hat. Die Metapher mit dem Förster trifft es da nicht unwesentlich besser.

In seinem „Wald“ tummeln sich keine Rehe und Hirsche, sondern hauptsächlich Rotaugen, Döbel und die recht häufig vorkommenden Ukeleien, die als Schwarmfische gelegentlich auch im Hafenbecken zu sehen sind. Aber nicht nur das: Karpfen und der Zander als hochwertiger Speisefisch, für den auf dem Markt nicht eben Schnäppchenpreise aufgerufen werden, sind ebenfalls zwischen KÜ und Amelsbüren heimisch. Hechte hingegen haben im Kanal einen ziemlich hohen Seltenheitswert.

Reiche Fischgründe
Der relative Fischreichtum des künstlichen Flusses ist nicht nur auf die gute Wasserqualität zurückzuführen. Von der Trübung des Wassers darf man sich nicht täuschen lassen. „Der Schein trügt“, weiß Seume, der für den Landesfischereiverband Westfalen-Lippe arbeitet. „Die Binnenschifffahrt trägt viel Sauerstoff ein. Fische mögen es aufgewirbelt. Für sie ist das ziemlich ausschlaggebend.“

Aber wo konkret lohnt es sich, die Rute auszuwerfen? Generell gilt: Fische mögen Plätze mit „Struktur“, wie es Biologin Dr. Anika Salzmann vom Verband umschreibt. Das seien etwa Bereiche vor und hinter den Schleusen, an Brücken oder rund um die Häfen, am besten mit viel Bewuchs. „Die Tiere suchen Futterfische oder Platz zum Verstecken“, erklärt Salzmann. Seume rät: „Gerade im Sommer, vor und hinter den Schleusen, stehen in den Krautfeldern Karpfen.“ An Schatten spendenden Brücken hingegen gehen derzeit Zander auf die Jagd.

Ebenfalls interessant sind die Alten Fahrten, von denen es im Stadtgebiet zwei gibt: Einmal am KÜ im Norden sowie in Hiltrup. „Dort ist der Hauptbestand im Winter, dort gibt es keine Schifffahrt und einen dichten Pflanzenbestand, der Schutz bietet.“ Dort tummeln sich dann vermehrt Fried- und Weißfische. Eine Besonderheit im Kanal ist der Aal, der sich besonders an den Steinpackungen, also dem mit Stein befestigten Ufer, wohl fühlt. Der Fisch ist derzeit sogar Gegenstand einer Studie des Verbandes. Denn: Zur Fortpflanzung muss er eigentlich ins Meer. Erste Ergebnisse der noch laufenden Untersuchung, für die einige Fische mit Sendern ausgestattet wurden, belegen zumindest, dass er die Schleusen mühelos passiert.

Angeln wird beliebter
Doch dies ist nur ein Hindernis im künstlich erschaffene Ökosystem Kanal. „Manche Fischarten pflanzen sich aufgrund der nicht vorhandenen Uferbepflanzung nur unzureichend fort“, erklärt Salzmann. „Wir müssen da etwas nachhelfen.“ Die Populationen von Aalen, Karpfen und Rotaugen etwa werden mit so genannten Besatzmaßnahmen, also Aussetzungen, unterstützt.

Auf der anderen Seite gewinnt das Angeln an Popularität. „Die Mitgliederzahl im Verband ist leicht ansteigend, Angeln kommt auch bei Jugendlichen an“, berichtet Salzmann. Viele Angler holen sich aber auch ihr Abendessen aus dem Kanal. „Die Herkunft der Lebensmittel wird schließlich immer wichtiger,“ weiß Seume, der auch privat schon mal die Rute auswirft. Denn: „Es gibt nichts besseres als frisch gefangenen Fisch aus dem Kanal.“

Info: Angeln im Kanal
Wer im Kanal angeln möchte, muss über einen Fischereischein verfügen. Den können Interessierte bei einem der hiesigen Angelvereine wie dem Verein für Fischerei und Gewässerschutz “Frühauf” 1922 Münster oder dem Sportanglerverein Münster und Umgebung machen. Nach erfolgreich absolvierter Prüfung wird noch eine für einen Tag gültige Gastkarte benötigt, die im Regelfall bei den hiesigen Fachgeschäften erhältlich ist. Jahreskarten gibt es nur für Mitglieder des Landesfischereiverbandes.

Dieser Artikel wurde zum ersten Mal im Juli 2014 in der “Münsterschen Zeitung” veröffentlicht. Manche der dargestellten Sachverhalte etc. entsprechen möglicherweise nicht mehr dem aktuellen Stand.