Stadtgeschichte(n)

Nächster Akt im Drama um den Kleinen Bühnenboden

Konrad Haller ist einer der beiden Macher im Kleinen Bühnenboden.

Eigentlich wollen Konrad Haller und Toto Hölters nur eins: Theater machen. Doch den Machern des Kleinen Bühnenbodens werden immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen. Der neuste Akt in der schier unendlichen Geschichte spielt jetzt vor Gericht. Es geht um Zuwegungsrechte und eine lang anhaltende Fehde mit einem Nachbarn.

Konrad Haller (Bild) ist eine Kämpfernatur. Augenscheinlich zumindest, denn anders lässt es sich nicht erklären, woher er und sein Partner Toto Hölters die Kraft zum Weitermachen nehmen. Unsere Protagonisten betreiben Münsters einziges echtes Hinterhoftheater, den Kleinen Bühnenboden an der Schillerstraße. Und rund um das Theater gibt es derzeit mächtig Theater, was auch damit zu tun hat, dass es sich um ein Hinterhoftheater handelt.

Aber der Reihe nach: Der Kleine Bühnenboden ist, wie der Name schon sagt, ein kleines Theater. Zumindest von den Räumlichkeiten her. Einen gewissen Komfort wollen Haller und Hölters dem Publikum über den eigentlichen Theatersaal hinaus aber schon bieten. Das Foyer wird derzeit allerdings seinem Namen nicht ganz gerecht, es handelt sich mehr um eine Art improvisierten Wintergarten, in dem eben im Winter trotz Heizpilzen keine wirkliche Wärme aufkommt. „Das geht im Sommer, im Winter aber nicht“, erklärt Haller und hebt den „Zumutbarkeitsfaktor“ für den Zuschauer hervor. Der soll vor und nach der Veranstaltung oder in den Pausen eben nicht in die Kälte geschickt werden.

Aus diesem Grund soll das Foyer aufgemöbelt werden mit einer richtigen Tür und einer Heizung: „Das war der Plan.“ Doch hier beginnen die Probleme. Die Theaterbetreiber stellten ordnungsgemäß eine Bauvoranfrage beim Bauordnungsamt. Das wiederum stufte deren Ansinnen nicht als Sanierung, sondern als Neubau ein. Die Behörde stellte als Bedingung für die Genehmigung der Maßnahme, dass eine sogenannte Baulast erteilt wird.

Das Kreuz mit der Unterschrift
Dabei handelt es sich um eine Art öffentlich verbrieftes Wegerecht, denn um von der Schillerstraße in den Hinterhof zum Theater zu gelangen, muss der Grund einer anderen Partei überquert werden. Eine solche Baulast ist zwar seit knapp 100 Jahren im Grundbuch eingetragen, muss aber wegen der Einstufung des geplanten Projekts als Neubau neu eingeholt werden.

Diese Bedingung kommt einer nicht zu unterschätzenden dramaturgischen Wendung gleich. Für die Baulast bedarf es zwar nur der Unterschrift des Besitzers des benachbarten Grundstücks. Genau das ist das Problem: Der Herr weigert sich die Baulast zu erteilen, denn die Fehde zwischen ihm und dem Team des Kleinen Bühnenbodens hat eine Vorgeschichte.

Stein des Anstoßes: dieser Durchgang von der Schillerstraße zum Kleinen Bühnenboden.
Stein des Anstoßes: dieser Durchgang von der Schillerstraße zum Kleinen Bühnenboden.

Der Antagonist trat bereits im allerersten Akt auf: Er ist der Grund, dass der Kleine Bühnenboden überhaupt erst in diese Situation gekommen ist. 2015 mussten Haller und Hölters das von ihm angemietete, ursprüngliche Foyer räumen – der Theatersaal und der Grund davor befinden sich im Besitz einer anderen Partei. Seither steht das Foyer leer, die Künstler haben ihren Backstagebereich verloren, der Kleine Bühnenboden wich auf das flächenmäßig viel kleinere Provisorium aus, das jetzt eben jenen Status als Provisorium verlieren soll.

Der bisherige Verlauf des Dramas lässt Zuschauer und den Kleinen Bühnenboden gleichermaßen ratlos zurück. Wozu diese ablehnende Haltung? Und so plötzlich? Das Kammertheater existiert schließlich bereits seit 1984, ist in der Stadt geachtet und geschätzt. „Das hier ist ein Ort der Kultur, wie es sie nicht mehr so häufig gibt. Ein Teil des innerstädtischen Lebens“, betont Haller. „Es ist nicht nachvollziehbar, dass man sich durch sowas gestört fühlen kann.“

Nächster Akt vor Gericht
Hier betritt eine weitere Figur die Bühne, die Eingeweihte ebenfalls schon aus dem ersten Akt kennen. Haller erzählt die Geschichte der Mieterin, die offenkundig einen großen Einfluss auf ihren Vermieter hat und die, so der Theaterchef, ein persönliches Problem mit ihm habe. Anders könne er sich das Verhalten der Dame nicht erklären. Von regelmäßigen Anrufen bei der Polizei bis hin Beschwerden über angeblichen Lärm war in der Vergangenheit alles dabei. Der Kleine Bühnenboden, Störfaktor und Dorn im Auge.

Der vorerst letzte Akt führt uns vor das Gericht. Haller und Hölters haben nach zahlreichen vergeblichen Gesprächen und Lösungsangeboten bereits versucht, den besagten Vermieter und Grundstücksbesitzer zur Erteilung der Baulast zu zwingen. Das war nicht von Erfolg gekrönt. Nun sind sie in Berufung gegangen. Sie wollen kämpfen, der letzte Vorhang ist noch lange nicht gefallen.