Münster

Glasfaser: Stadtwerke Münster starten superschnelles Internet

Die Stadtwerke Münster wollen schnelle Internet-Anschlüsse in der ganzen Stadt verlegen. (Foto: Dennis van Zuijlekom/CC BY-SA 2.0)

Die Stadtwerke Münster steigen in das Geschäft mit superschnellen Internetzugängen ein: Der kommunale Versorger will zunächst im Kreuz- und dann im Hansaviertel Glasfaseranschlüsse bis in die Häuser verlegen. Das Unternehmen erschließt sich damit ein vollkommen neues Geschäftsfeld.

Ob Netflix, Amazon oder die Mediatheken der TV-Sender: Immer mehr Menschen schauen dann fern, wann und wo sie wollen. Und dafür nutzen sie nicht den klassischen Kabelanschluss oder die Satellitenschüssel auf dem Dach, sondern das Internet. “Solche Dienstleistungen gehen mit einem hohen Datenvolumen einher, für das sehr hohe Übertragungsraten erforderlich sind”, sagte Henning Müller-Tengelmann, kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke, bei einer Pressekonferenz am Montagabend. Ein Ende des Datenhungers ist seiner Meinung nach nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil: Themen wie Cloud Computing und das viel beschworene Internet of Things dürften ebenso wie neue TV-Technologien – Stichwort: 8k – für weiterhin steigende Anforderungen an die Infrastruktur sorgen.

Genau an dieser Stelle setzen die Pläne der Stadtwerke an: Sie wollen Münster bis 2030 flächendeckend mit Glasfaseranschlüssen versorgen. Die bieten vor allem wesentlich mehr Geschwindigkeit. Bislang sind Glasfaserleitungen nur bis zum nächsten Verteilerkasten verlegt. Ab da geht es über Kupferkabel weiter bis in das Haus des Kunden. Je nachdem, wie groß die Distanz ist und wie viele andere Nutzer an der Leitung hängen, wird die Geschwindigkeit gedrosselt.

Start im Kreuzviertel
Das ist bei der Fibre-to-the-Building-Technologie nicht der Fall. Hier geht die Glasfaser bis zum Hausanschluss. Resultat: „Unsere Kunden werden dauerhaft auf Hochgeschwindigkeits-Datenautobahnen unterwegs sein“, erklärte Müller-Tengelmann. Sie könnten Bandbreiten von 25 Mbit/s bis 500 Mbit/s wählen. Beim Upload sind je nach gewählter Bandbreite zwischen 5 und 100 Mbit/s drin.

Zunächst sollen die Bewohner des Kreuz- und danach des Hansaviertels in den Genuss des Turbo-Internets kommen. Wenn sich rund zehn Prozent von ihnen für das neue Produkt entschieden haben, werden die Stadtwerke mit den Arbeiten starten. Ab Februar 2018 sollen die Anschlüsse stehen. Jeder weitere Bewohner kann sich dann entscheiden, ob er über ein Produkt der Stadtwerke das Glasfasernetz nutzt. Wer bereits Standwerke-Kunde ist, etwa als Fahrkartenabonnent oder Stromkunde, erhält in den ersten zwei Jahren zudem Vergünstigungen bei den Gebühren. Die monatlichen Preise rangieren je nach gebuchtem Paket zwischen 20 und 80 Euro.

Für den Anschluss der Häuser müssen die Stadtwerke umfangreiche Arbeiten durchführen. Der Versorger wird die Infrastruktur in Kooperation mit dem Telekommunikationsunternehmen 1&1 Versatel neu errichten. Als Grundgerüst fungiert dabei der so genannte Backbone, der einst von der Citykom aufgebaut worden war. Wo möglich, sollen die bestehenden Leerrohre genutzt werden. Stellenweise sind Bauarbeiten auf den Gehwegen und Straßen vor dem jeweiligen Haus erforderlich. Die Anschlusskosten übernehmen die Stadtwerke. In der ersten Stufe ist ein Investment in Höhe von zehn Mio. Euro geplant.

Erweiterung des Portfolios
Mit dem Einstieg in das Telekommunikationsgeschäft wollen sich die Stadtwerke ein weiteres Standbein aufbauen. “Glasfasernetze sehen wir als Leittechnologie der Zukunft, die wir für unsere Kunden zugänglich machen möchten”, betonte Müller-Tengelmann. “Zukünftig bekommen sie bei den Stadtwerken alles aus einer Hand: Strom, Gas, Wasser, Verkehr, Internet, Telefon und TV.” Das Engagement hat aber auch einen strategischen Hintergrund: Die Umsätze, die im Kerngeschäft Energie verloren gehen, sollen mit den neuen Aktivitäten mehr als ausgeglichen werden. Künftig könnten die Stadtwerke auch weitere Dienstleistungen wie Cloud-Services anbieten.

Weitere Infos zu den Plänen gibt es hier.

Fotocredit: Dennis van Zuijlekom/CC BY-SA 2.0