Münster

Unheilige Allianz: Christliche Fundamentalisten und Rechte beim 1000-Kreuze-Marsch

Protest gegen Schwangerschaftsabbrüche: Jedes Jahr gibt es in Münster einen "Marsch für das Leben" wie auf dieser Aufnahme aus dem Jahr 2014.

Am Samstag ist es wieder soweit. Beim 1000-Kreuze-Marsch ziehen christliche Fundamentalisten durch die Innenstadt und demonstrieren gegen Abtreibungen. Unter ihnen: Zahlreiche Angehörige der rechten Szene von der AfD bis hin zur Identitären Bewegung. 

Einmal im Jahr suchen sie in Münster die große Bühne: Dann zieht eine Gruppe von 100 bis 200 Menschen singend und betend durch die Stadt. Viele von ihnen tragen die namensgebenden weißen Kreuze, um damit gegen das geltende Abtreibungsrecht zu protestieren. Sie berufen sich bei ihrem Protest auf christliche Werte, die ihrer Ansicht nach den Schutz des ungeborenen Lebens gebieten. Mit dabei sind stets zahlreiche Gegendemonstranten – und irgendwo dazwischen die Polizei, die die beiden Gruppierungen auseinanderhalten will.

Der 1000-Kreuze-Marsch wird organisiert von Euro Pro Life, einem Verein aus München, dessen Frontmann Wolfgang Hering (siehe Foto) eigens aus München anreist. Die Organisation agitiert nicht nur gegen Abtreibungen, sondern tritt ein für ein Frauenbild, das am einfachsten mit Kind-Heim-Herd zu umschreiben ist. Die Bitte um eine Stellungnahme des Vereins blieb unbeantwortet. Uns hätte besonders interessiert, wie Euro Pro Life zu den Menschen aus dem rechten Spektrum steht, die in der Vergangenheit am 1000-Kreuze-Marsch teilgenommen haben. Deren Weltbild ist schließlich mit christlichen Werten unvereinbar, sollte man meinen.

Wolfgang Hering beim 1000-Kreuze-Marsch im Jahr 2014.
Wolfgang Hering beim 1000-Kreuze-Marsch im Jahr 2014.

“Das propagierte Frauen- und Familienbild in solch christlich-fundamentalistischen Kreisen deckt sich mit dem Familienbild, das auch in der AfD vielfach propagiert wird”, sagt Anna-Lena Herkenhoff von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus. “Insofern wundern solche Überschneidungen und die Teilnahme an der Veranstaltung nicht.” Ihrer Beobachtung nach seien in den vergangenen Jahren sind immer wieder Leute aus rechten Zusammenhängen mitgelaufen. “Das Thema ‘Lebensschutz’ bietet inhaltliche Anknüpfungspunkte für Rechte jeglicher Couleur”, weiß auch Liza Schulze-Boysen, Pressesprecherin des Bündnisses “Keinen Meter den Nazis”.

Konkret waren im vergangenen Jahr etwa Mitglieder der AfD und ihrer Jungendorganisation, der Jungen Alternative, beim 1000-Kreuze-Marsch mitgelaufen. Auf ihrem Blog macht die Partei daraus auch keinen Hehl. Unter den Mitläufern waren 2017 beispielsweise AfD-Nachwuchskader Alexander Leschick und sein persönlicher Freund Marcel W., seinerzeit noch Chef des hiesigen Ablegers der Identitären Bewegung. Reinhard “Hardy” Rupsch, ehemals stellvertretender Landesvorsitzender der Republikaner, der jetzt bei der AfD Asyl bekommen hat, will in diesem Jahr mit von der Partie sein:

Derweil formiert sich Widerstand gegen den 1000-Kreuze-Marsch. Mehrere Organisationen von Antifa bis hin zum Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung haben zu Gegendemonstrationen aufgerufen. “Wir freuen uns darüber, dass der 1000-Kreuze-Marsch 2018 wie in der Vergangenheit von kreativen Protesten und Demonstrationen begleitet werden wird”, erklärte Schulze-Boysen. “Als Bündnis setzen wir uns auch für das Selbstbestimmungsrecht von Frauen ein und wenden uns gegen rechte und völkische Ideologien.”

Die Gegenproteste zum 1000-Kreuze-Marsch starten am 17. März um 13.30 Uhr mit einer Demonstration mit einem anschließender Kundgebung um 14.30 Uhr auf dem Prinzipalmarkt.

 

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