Stadtgeschichte(n)

Umstrittene Skulptur: Paul Wulf darf bleiben – vorerst

Die Skulptur von Paul Wulf am Servatiiplatz.

Schon zu Lebzeiten hatte er es nicht einfach, warum sollte das nach seinem Tod anders sein? Die Skulptur von Paul Wulf am Servatiiplatz hat in der Vergangenheit für Diskussionen gesorgt. Jetzt ist eine Lösung für ihren Verbleib absehbar – zumindest bis 2022.

“Das ist großartig”, freut sich Bernd Drücke vom Freundeskreis Paul Wulf, der die Skulptur pflegt und sie regelmäßig neu gewandet. “Jetzt haben wir etwas Sicherheit bis 2022.” Aber: eben nur bis 2022. Der Freundeskreis hatte auf mehr gehofft, das Ziel ist nach wie vor eine dauerhafte Bleibe. “Wir werden dafür kämpfen”, kündigt Drücke an.

Der Servatiiplatz ist in seinen Augen der optimale Platz für die Statue, die eine der beliebtesten war bei der Skulptur-Ausstellung vor elf Jahren. Ein guter Kontrast zu den Kriegerdenkmälern an der Promenade sei sie allemal. Doch zu einer dauerhaften Zusage konnte sich die Politik bislang nicht durchringen. “Typisch”, kommentiert Drücke achselzuckend. Er spricht sich zugleich gegen eine zwischenzeitlich diskutierte Umsetzung der Skulptur aus.

Die dreieinhalb Meter große Statue am Servatiiplatz war und ist immer noch ein echter Hingucker. Aber sie ist auch ein Mahnmal. Paul Wulf erinnert an ein oftmals wenig beachtetes Kapitel der Nazizeit. Die Nationalsozialisten sterilisierten in ihrem Rassenwahn so genannte “Schwachsinnige” zu Tausenden. Paul Wulf musste die Prozedur als Teenager über sich ergehen lassen, ohne Betäubung. Menschen wie er sollten ihr in den Augen der Nationalsozialisten minderwertiges Erbgut nicht weitergeben können.

Dauerhafte Bleibe für Paul Wulf gesucht

1921 in Essen geboren, wurde der von seinem Martyrium gezeichnete Paul Wulf nach dem Krieg zum Kämpfer in eigener Sache, gegen den Faschismus, aber auch zum Anarchisten. Solche sind in bestimmten politischen Kreisen in Münster nicht so gut gelitten. Man wolle es mit der Erinnerung nicht übertreiben, ist eine der überlieferten Aussagen. Deswegen war es für den Freundeskreis eine nicht ganz einfache Aufgabe, nach der vorletzten Skulptur einen neuen Platz zu finden – und das Gedenken an den 1999 verstorbenen Wulf dauerhaft zu sichern.

Auch zuletzt schwebte wieder ein Fragezeichen über Paul Wulf. Immerhin: Die Bezirksvertretung Mitte wird am 08. Mai über eine Vorlage zu befinden haben, die den mittelfristigen Verbleib der Skulptur regelt. Hierin sollen die notwendigen Mittel bis 2022 bereitgestellt werden. Danach wird der Servatiiplatz neu überplant. Paul Wulf muss dann möglicherweise eingelagert werden. Eine Lösung darüber hinaus ist noch nicht in Sicht. Paul Wulfs Kampf geht weiter.


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